Wegen Coronaausbruchs in Norditalien 2020 Ermittlungen gegen Italiens Ex-Regierungschef Conte

Es war eine unbekannte Seuche, die vor drei Jahren Bergamo überrollte. Hätte Europas erster großer Coronaausbruch besser eingedämmt werden können? Mit dieser Frage befasst sich nun die Staatsanwaltschaft.
Früherer italienischer Regierungschef Giuseppe Conte: »Mit größtem Engagement gehandelt«

Früherer italienischer Regierungschef Giuseppe Conte: »Mit größtem Engagement gehandelt«

Foto: Guglielmo Mangiapane / REUTERS

Italien gehörte Anfang 2020 zu den ersten Ländern, in denen sich das Coronavirus ausbreitete, Bilder von Lastwagen mit Leichen im norditalienischen Bergamo schockten damals die Welt. Mit offiziell rund 188.000 Coronatoten zählt Italien zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern der Welt.

Nun hat die Staatsanwaltschaft in Bergamo Ermittlungen gegen Italiens Ex-Regierungschef Giuseppe Conte aufgenommen. Ihm und 18 weiteren hochrangigen Verantwortlichen werden Versäumnisse in der ersten Phase der Pandemie im Frühjahr 2020 vorgeworfen.

Durch eine bessere Vorsorge gegen Notfälle und frühzeitigere Maßnahmen hätte man Tausende Todesfälle verhindern können, hieß es am Donnerstag von der Staatsanwaltschaft. Die Verantwortlichen hätten die Gefahr der Pandemie unzureichend bewertet.

26. März 2020: Särge mit Covid-Opfern, aufgebahrt in einer Kirche der Kleinstadt Seriate bei Bergamo

26. März 2020: Särge mit Covid-Opfern, aufgebahrt in einer Kirche der Kleinstadt Seriate bei Bergamo

Foto:

Antonio Calanni / AP

Demnach wurden beispielsweise nicht früh genug rote Zonen eingerichtet und deshalb starben Menschen. In solchen Zonen wurden damals besonders stark betroffene Gebiete isoliert. Ermittelt wird unter anderem auch gegen den früheren Gesundheitsminister Roberto Speranza und den amtierenden Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana.

Den nun eingeleiteten Ermittlungen gingen ausführliche Untersuchungen voraus. Die hohe Anzahl der Todesfälle und die fachlichen Einschätzungen von Experten hätten für die Aufnahme der Ermittlungen gesprochen, sagte der Staatsanwalt von Bergamo Antonio Chiappani am Donnerstag.

Conte zeigte sich nach Bekanntwerden der Ermittlungen zuversichtlich. Er habe in einem der schwierigsten Momente, den Italien je erlebt hat, mit größtem Engagement und vollem Verantwortungsbewusstsein gehandelt, sagte er am Mittwoch. Er wolle zudem mit der Justiz zusammenarbeiten. Auch der damalige Minister Speranza sicherte seine Kooperation zu. Nach seinen Worten muss jeder, der bei der Bewältigung der Pandemie Verantwortung trug, nun auch dafür Rechenschaft ablegen können.

sol/dpa
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