Anstieg von Neuinfektionen So verschärfen EU-Länder ihre Maßnahmen

Die Stühle sind zur Seite geräumt, das öffentliche Leben steht in Tschechien still
Foto:Kate¯ina äulov· / dpa
Angesichts der steigenden Infektionszahlen haben mehrere Länder in Europa ihre Maßnahmen in der Coronakrise verschärft. Polen schließt von Samstag an beispielsweise alle Restaurants und verbietet Versammlungen mit mehr als fünf Personen. Belgien macht die Freizeitparks dicht. Und in Tschechien muss der Gesundheitsminister seinen Posten räumen, weil er gegen die eigenen Vorschriften verstieß.
Wie die Regierung in Dänemark ankündigte, dürfen sich ab Montag nicht mehr als zehn Personen an einem Ort versammeln. Zuvor lag die Grenze bei 50. Außerdem dürfen Kioske und Supermärkte nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen. "Corona ist nicht überstanden, im Gegenteil, es ist zurück mit voller Kraft", sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bei einer Pressekonferenz. Sie forderte die Dänen auf, ihre persönlichen Kontakte auf zehn Menschen zu beschränken.
Für den Zeitraum vom 29. Oktober bis zum 2. Januar 2021 wird außerdem die Mundschutzpflicht ausgeweitet. Sie gilt dann nicht nur für öffentliche Verkehrsmittel, sondern für alle Räume, die öffentlich zugänglich sind. Das betrifft konkret auch Supermärkte, Bibliotheken und Take-away-Restaurants.
In der Nacht zu Samstag treten außerdem neue Beschränkungen bei der Einreise nach Dänemark in Kraft. Wer aus Deutschland einreist, muss fortan einen triftigen Grund nachweisen. Das kann ein Verwandtenbesuch, die Arbeit und das Studium sein. Die Bewohner Schleswig-Holsteins können weiter nach Dänemark reisen. Frederiksen kündigte an, dass bis zum Ende des Jahres an der Grenze verschärft kontrolliert werde.
Fernunterricht für ein Großteil der polnischen Schüler
In Polen liegen die Infektionszahlen im Vergleich zur Bevölkerung inzwischen fast dreimal so hoch wie in Deutschland. Das Land müsse die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Die Schließung der Gastronomie gilt für zunächst zwei Wochen, kann aber verlängert werden. Für alle Schüler ab der vierten Klasse wurde Fernunterricht per Computer verordnet. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren dürfen das Haus oder die Wohnung tagsüber zwischen 8 Uhr und 16 Uhr nur noch in Begleitung eines Erwachsenen verlassen.
Belgien ist nach Tschechien das Land mit den zweithöchsten Infektionszahlen in der EU im Verhältnis zur Bevölkerung. Die Freizeitparks müssen zunächst für die kommenden vier Wochen schließen. An kulturellen, religiösen oder anderen Veranstaltungen im Inneren dürfen maximal 40 Personen teilnehmen, solange die Corona-Regeln eingehalten werden. Ist ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern garantiert, dürfen es bis zu 200 Personen sein, die jedoch eine Maske tragen müssen.
An Universitäten dürfen die Räume maximal zu 20 Prozent ausgelastet werden; auch hier gilt eine Maskenpflicht. Im ersten Studienjahr gelten Ausnahmen. Bei Sportveranstaltungen sind Zuschauer wieder verboten. Wenn möglich, sollen die Menschen weiter von zu Hause arbeiten.
Tschechiens Gesundheitsminister soll gehen
In Tschechien sind die Restaurants schon seit eineinhalb Wochen geschlossen. Gesundheitsminister Roman Prymula besuchte offensichtlich dennoch eines. Die Zeitung "Blesk" fotografierte den Politiker und Epidemiologen, wie er abends ein Luxusrestaurant verlässt und dabei keine Maske trägt. Regierungschef Andrej Babis teilte mit, dass er den 56-Jährigen deswegen gebeten habe, seinen Rücktritt einzureichen. Anderenfalls werde er entlassen. Das Fehlverhalten des Ministers sei "unentschuldbar".
Auch in Lettland werden die Einschränkungen für die Bevölkerung verschärft. Die Regierung in Riga setzt die erlaubte Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen auf zehn Personen in Räumen und 100 Personen im Freien herab. Die neue Beschränkung gilt ab Samstag. Ab Montag dürfen sich bei öffentlichen und wirtschaftlichen Veranstaltungen in Räumen nicht mehr als 300 Menschen zusammenfinden. Die neuen Regeln sind zunächst bis zum 15. November befristet.
Darüber hinaus beschloss die Regierung, dass die Maskenpflicht an öffentlichen Orten ausgeweitet wird. So muss in dem baltischen EU-Land künftig auch bei Veranstaltungen mit festen und personalisierten Sitzplätzen ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Dafür galt bislang eine Ausnahme. Auch wurde die zeitliche Befristung der Maskenpflicht bis 6. November aufgehoben - sie gilt nun unbegrenzt.
Neue Reisewarnungen für EU-Regionen
Ab Mitternacht gilt die am Donnerstag beschlossene Reisewarnung des Auswärtigen Amts für die Schweiz, fast ganz Österreich, große Teile Italiens, Polen sowie einige weitere Regionen in der Europäischen Union.
Die wichtigsten Entwicklungen der Coronakrise lesen Sie im täglichen News-Update.
Neben der Reisewarnung stoßen in Österreich besonders die neue Testpflicht für Berufspendler aus Corona-Risikogebieten in Bayern auf Ablehnung. Politiker und Wirtschaftsvertreter kritisieren den seit Freitag von Berufspendlern verlangten wöchentlichen Corona-Test. "Eine gewisse Vorbereitungszeit wäre wünschenswert gewesen", teilte Tirols Landeschef Günther Platter mit.
Ab Samstag gilt für ganz Österreich mit Ausnahme des Bundeslandes Kärnten und zweier kleiner Exklaven an der deutschen Grenze eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Bei einer Einreise nach Deutschland ohne ein aktuelles, negatives Corona-Testergebnis muss man in Quarantäne, von der man sich später "freitesten" lassen kann. Ausnahmen gelten für Berufspendler. Ab dem 8. November können sich Einreisende aus Österreich erst nach fünf Tagen mit einem Test aus der Quarantäne befreien.