Rettungssanitäter im US-Bundesstaat Oklahoma holen eine 82 Jahre alte Frau ab. Sie zeigt typische Covid-19-Symptome, nachdem sie möglicherweise Kontakt zu einem infizierten Familienmitglied hatte.
Patientin:
»Ich will nicht ins Krankenhaus!«
Sanitäter:
»Niemand will gern ins Krankenhaus.«
Sanitäter:
»Wir müssen Ihnen aber helfen.«
Die Lage in den US-Krankenhäusern ist dramatisch: Die Einweisungen wegen Covid-19 sind im Vergleich zur vorigen Woche um ein Drittel gestiegen. Die Zahl der Covid-Todesfälle stieg um etwa 40 Prozent. Aktuell liegen in den USA knapp 150.000 Covid-Kranke in den Kliniken, etwa doppelt so viele wie vor zwei Wochen. Daran ist noch nicht in erster Linie Omikron Schuld. Die Seuchenschutzbehörde CDC führt den Anstieg in vielen Bundesstaaten vor allem auf die Delta-Welle zurück. Die Auswirkungen der viel steileren Omikron-Welle werden sich voraussichtlich erst in den kommenden Wochen zeigen.
Zwar scheint Omikron deutlich seltener schwere Krankheitsverläufe zu verursachen. Aber allein die Masse der Infektionen beunruhigt: Im Schnitt der vergangenen sieben Tage meldete die CDC pro Tag rund 750.000 Neuinfektionen. Diese nie zuvor gesehene Verbreitungsgeschwindigkeit dürfte die Kliniken in vielen Teilen der USA weiter enorm belasten.
Neysa Ernst, leitende Krankenpflegerin Johns Hopkins Hospital
»Wir haben Patienten jeder Altersstufe – von acht Monaten bis 88 Jahren. Es ist ein breites Spektrum. Interessanterweise sind in Maryland 84 Prozent der Krankenhauspatienten ungeimpft. Ich habe hier Leute, die sagen: ›Ich bin so stolz, dass Sie Krankenschwester sind, Sie helfen‹ und so weiter und so fort. Aber die Leute müssen der Wissenschaft zuhören: Lassen Sie sich impfen, lassen Sie sich boostern! Lassen Sie Ihre Kinder impfen, lassen Sie Ihre Kinder boostern! Denn das Gesundheitssystem kann langfristig nicht so viele Ungeimpfte aushalten.«
Die Unterschiede sind regional groß, aber im Schnitt sind nur 62 Prozent der US-Bürgerinnen und -Bürger doppelt geimpft. Den für Omikron besonders wichtigen Booster haben bislang nur 23 Prozent erhalten. Welche Auswirkungen das hat, erläutert der Leiter einer Klinik nahe Baltimore. Die Intensivbetten in seinem Haus seien schon jetzt alle belegt.
John Chessare, The Greater Baltimore Medical Center
»Leider erkranken die Ungeimpften im Durchschnitt viel schwerer, füllen unsere Krankenhäuser und Notaufnahmen. Und sie stecken andere an. Dieses Land gründet auf dem Streben nach neuem Wissen. Es fußt darauf, dass Wissenschaft und Hochschulen forschen und prüfen. Ich fürchte, wenn wir uns jemals davon abwenden, wäre das ein schwarzer Tag für unser Land. Wir müssen noch viel besser darin werden, Wissenschaft von Politik zu trennen.«
Unterdessen werden die Schlangen an den Testcentern und Testausgabestellen länger und länger. Die Regierung stellt Schnelltests kostenlos zur Verfügung. Wie gut das hilft, die aktuelle Welle einzudämmen, ist fraglich. Virologen sind sich hingegen sicher: je mehr Infektionen, desto höher das Risiko, dass weitere Varianten entstehen.