Wegen Coronavirus Peking sagt große Neujahrsfeier ab

Flughafen Peking: Das Neujahrsfest ist eine der Hauptreisezeiten in China
Foto:Mark Schiefelbein/AP/dpa
In China sind durch das neuartige Coronavirus bereits mindestens 17 Menschen gestorben, auch die Zahl der Erkrankten steigt. Um die Ausbreitung der Lungenkrankheit einzudämmen, hat die chinesische Hauptstadt Peking alle größeren Veranstaltungen und Tempelfeste anlässlich des chinesischen Neujahrsfests an diesem Samstag gestrichen. Die städtische Tourismusbehörde teilte mit, dass damit "die Ansammlungen von Menschen verringert werden sollen". Die Gesundheit habe Vorrang. Die Anweisung gilt ab sofort und betrifft auch die traditionellen Jahrmärkte in den Tempeln der Hauptstadt, die normalerweise über die zwei Wochen andauernden Neujahrsfeierlichkeiten stattfinden.
Zudem wird der Kaiserpalast in der chinesischen Hauptstadt am Samstag für Besucher geschlossen. Wegen des starken Andrangs ist die maximale Zahl der Besucher täglich auf 80.000 begrenzt. Wie lange der Kaiserpalast geschlossen bleiben soll, wurde nicht mitgeteilt.
Derweil steigt die Zahl der betroffenen Länder. In Singapur meldete das Gesundheitsministerium am Donnerstag, dass ein 66 Jahre alter Mann aus Wuhan mit dem neuartigen Virus infiziert ist. In Vietnam wurden zwei chinesische Staatsbürger positiv auf das Virus getestet.
Millionenstadt abgeriegelt
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hat die chinesische Regierung am Donnerstagmorgen damit begonnen, besonders stark betroffene Großstädte abzuriegeln. In der Elf-Millionen-Metropole Wuhan wurden Flüge, Züge, Fähren, Fernbusse und der öffentliche Nahverkehr gestoppt, die Ausfallstraßen wurden nach und nach gesperrt. Zudem sollen in der Öffentlichkeit Schutzmasken getragen werden - bei Nichteinhaltung drohen Strafen. Rasch waren Straßen, Märkte und Einkaufszentren wie leergefegt. Etliche Besucher konnten die Stadt vorerst nicht mehr verlassen.
Wuhan richtet außerdem eine Sonderklinik für Patienten ein, die sich mit dem Virus infiziert haben. Sie solle binnen sechs Tagen einsetzbar sein, berichtet die staatliche Zeitung "Beijing News" unter Berufung auf einen Vertreter der damit beauftragten Baufirma.
Verkehr in mehreren Metropolen gekappt
Stunden nachdem der öffentliche Verkehr in Wuhan gekappt wurde, folgten Beschränkungen für weitere Metropolen: In der 75 Kilometer östlich gelegenen Sieben-Millionen-Stadt Huanggang sollte der öffentliche Verkehr von Mitternacht an gestoppt werden, Menschen sollen die Stadt nicht mehr verlassen, wie die Stadtregierung mitteilte. Ähnliche Restriktionen gelten für die benachbarte Stadt Ezhou mit einer Million und für die Stadt Chibi mit einer halben Million Einwohnern. Die Behörden der Stadt Xiantao teilten mit, 30 Mautstationen auf den Zufahrtsstraßen zu der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt seien geschlossen worden. Der Verkehr dort sei untersagt. Alle Städte liegen in der Provinz Hubei.
Zusammen mit den Bewohnern der bereits abgeriegelten Metropole Wuhan gelten die Beschränkungen damit für rund 20 Millionen Menschen. Die Abschottung ist eine beispiellose Maßnahme. "Das ist einmalig in der neueren Geschichte, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Auch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist nach Angaben eines Sprechers kein vergleichbarer Fall bekannt.
Die Region ist von dem auch schon in anderen Teilen Chinas und einigen Ländern wie Thailand und den USA nachgewiesenen neuen Coronavirus besonders stark betroffen. In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Über die Abriegelung habe China ohne Rücksprache mit der WHO entschieden, hieß es von der Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Die Aktion sei zu begrüßen, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Massenansammlungen seien ein Risikofaktor für die Verbreitung.
Die WHO hatte am Mittwochabend vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen - der Notfallausschuss tagte allerdings bereits am Donnerstag erneut. Mit einer offiziellen "Notlage" wären weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden und dass medizinisches Personal besser geschützt wird.