Die erste Siegesfeier von Joe Biden ist vorbei. Wie geht es jetzt weiter für den designierten Trump-Nachfolger?
Roland Nelles, SPIEGEL-Korrespondent
"Für Joe Biden fängt die Arbeit jetzt erst richtig an. Er muss die sogenannte "Transition" organisieren. Das ist die Zeit bis zum 20. Januar, wo er sein Team zusammenstellen kann. Und er muss natürlich die besten Leute finden für wichtige Posten, zum Beispiel den Posten des Außenministers oder der Außenministerin. Es geht darum, einen guten National Security Advisor zu finden. Und ganz zentral ist auch die Position des Chief of Staff. Das ist also derjenige oder diejenige, die im Weißen Haus quasi hinter dem Präsidenten die Strippen zieht. Der große Vorteil für Joe Biden ist, dass er das natürlich alles schon kennt. Donald Trump hat sich immer lustig gemacht über Biden und gesagt: Er ist schon so lange in der Politik. Aber in Wahrheit ist das natürlich ein Riesenvorteil für beiden, dass er ein alter Profi ist. Er war selber Vizepräsident und er weiß natürlich ganz genau, worauf es in so einer Regierung ankommt. Anders als Trump, der ja absoluter Amateur war, was das ganze Regierungsgeschäft anging und auch jahrelang immer für ziemliches Chaos gesorgt hat, weil er gar nicht wusste, wie Regieren und wie diese ganze Regierungsmaschinerie eigentlich richtig funktioniert. Das ist bei Biden eben nicht der Fall, sondern Joe Biden weiß eben, wie man regiert und wie man auch die Technik des Apparats beherrscht. Ganz wichtig wird für Joe Biden natürlich, jetzt, sobald er Präsident ist, dann auch wichtige Akzente zu setzen. Also, normalerweise ist es so, dass der Präsident auch schon gleich am ersten Tag dann so ein paar Pflöcke einschlägt. Hier heißt es, dass Biden also womöglich schon am 20. Januar verkünden wird, dass die USA wieder zurückkehren in den Klimavertrag von Paris. Das ist eben dieser berühmte Vertrag, den Donald Trump aufgekündigt hatte. Und so Biden wird auch viele andere Initiativen sicherlich starten, zum Beispiel auch im Kampf gegen Covid. Also, in der Corona-Krise will er ja vieles anders machen als Donald Trump. Und deshalb ist zu erwarten, dass er auch gleich da am Anfang seiner Amtszeit ab dem 20. Januar in Sachen Covid Akzente setzen wird. Donald Trump, der poltert hier in den Kulissen auch weiter vor sich hin. Er will die Wahl anfechten und gibt den schlechten Verlierer. Aber ich glaube, das ist jetzt alles nur noch Theaterdonner. In Wahrheit weiß er selbst und wissen alle anderen auch, dass er die Wahl verloren hat. Und ich glaube, diese ganzen Anfechtungen vor Gericht und die Nacherzählungen und all das, was er da plant, das wird daran auch nichts mehr ändern. Es hat hier in der Vergangenheit schon häufiger Nacherzählungen gegeben, also das nochmal in einzelnen Bundesstaaten alle Stimmen nachgezählt wurden. Und da hat man dann hinterher festgestellt, dass man sich bei der eigentlichen Zählung um ein paar hundert Stimmen geirrt hatte. Also, es ist nicht so, dass jetzt hier große Überraschung noch zu erwarten wären durch Neuauszählung oder auch durch diese Gerichtsverfahren, die Donald Trump ja anstrengt. Dafür ist der Wahlprozess in den meisten Bundesstaaten eben doch zu gut organisiert und auch zu gut eingespielt und zu verlässlich, als dass jetzt hier noch irgendwelche großen neuen Ergebnisse zustande kommen würden, glaube ich. Donald Trump zeigt sich eben hier einmal mehr von seiner schlechten Seite. Er ist jemand, der nicht akzeptieren kann, dass er verloren hat. Damals, als er gewonnen hat, hat er auch nur mit einigen Zehntausend Stimmen Vorsprung vor Hillary Clinton gewonnen. Und da war das für ihn natürlich selbstverständlich, dass alles super gelaufen ist. Aber jetzt, wo er eben mit einigen Zehntausend Stimmen verloren hat, er will er das nicht akzeptieren. Und das ist einfach würdelos und unanständig. Und ich glaube, dass auch einige Leute in seinem Umfeld geben würde, auch in seiner Familie, die ihm bald dazu raten werden, doch jetzt mal langsam hier einen Schlussstrich zu ziehen, wenn er noch einen Rest von Würde und Anstand bewahren will.”