Einsatz im Mittelmeer Deutsche Seeretter bringen Hunderte Menschen an Land

Mehrere von deutschen Hilfsorganisationen betriebene Schiffe legten erfolgreich in Italien an. Die »Humanity 1« muss noch warten – trotz Krankheiten an Bord: Mehrere Kinder haben 40 Grad Fieber.
Crewmitglieder des deutschen Rettungsschiffs »Humanity 1« bei einem Einsatz im Mittelmeer Mitte September

Crewmitglieder des deutschen Rettungsschiffs »Humanity 1« bei einem Einsatz im Mittelmeer Mitte September

Foto: Arez Ghaderi / dpa

Zwei deutsche Seenotrettungsschiffe haben Hunderte Migranten und Flüchtlinge nach Italien gebracht. Die »Sea-Watch 3« legte am Samstagmorgen in Reggio Calabria an, wo daraufhin die ersten der 427 aus dem Mittelmeer geretteten Menschen von Bord gehen konnten. Das gab die Berliner Organisation bekannt. Die Menschen waren in mehreren Rettungsaktionen aufgelesen worden. Danach wurde der Crew erst nach mehreren Anfragen und Tagen des Wartens die Erlaubnis erteilt, den Hafen an der Südspitze Italiens anzufahren.

Das Schwesterschiff »Sea-Eye 4« hatte am Freitag in Taranto (Tarent) in der Region Apulien mit 129 Geretteten angelegt. Nach Angaben der Regensburger Organisation waren einige der Menschen fast zwei Wochen an Bord, ehe die Erlaubnis der italienischen Behörden für die Anlandung kam.

Weiteres Schiff wartet auf Erlaubnis

Das Rettungsschiff »Humanity 1« der in Berlin ansässigen Organisation SOS Humanity wartet dagegen mit 414 Menschen an Bord weiter auf die Zuteilung eines sicheren Hafens. Wie die Gruppe am Samstag mitteilte, verschlechtere sich nach mehr als einer Woche die Situation an Bord. »Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten greifen aufgrund des engen Raums um sich. Mehrere Kinder haben hohes Fieber von bis zu 40 Grad«, hieß es in einer Erklärung von SOS Humanity. Ein Mann habe eine Schusswunde, die an Bord des Schiffes nicht behandelt werden könne.

Auf der gefährlichen Mittelmeerroute versuchen immer wieder Menschen von Nordafrika aus Malta oder Süditalien und damit die Europäische Union zu erreichen. Viele werden in teils seeuntauglichen Booten dann von privaten Rettungsschiffen aufgesammelt. Danach dauert es oft einige Tage, bis diese von Italien die Erlaubnis bekommen, einen Hafen anzusteuern. Malta antwortet nach Auskunft der Retter schon seit Langem gar nicht mehr auf entsprechende Ansuchen.

Nach Angaben aus Rom kamen in diesem Jahr bislang mehr als 66.000 Menschen über das Mittelmeer in Italien an – im Vorjahreszeitraum waren es gut 43.000. Uno-Zahlen zufolge starben dieses Jahr bereits 1039 Menschen im zentralen Mittelmeer oder gelten als vermisst.

beb/dpa
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