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Acht Milliarden – der Auslandspodcast Trump, Biden und der Geheimnis-Fetisch der USA

Ein neuer Tag, ein neuer Fund geheimer Dokumente bei US-Spitzenpolitikern: Der ausufernde Geheimhaltungswahn staatlicher Behörden wird zum Problem. Wem schadet Joe Bidens Aktenaffäre mehr, ihm selbst oder Donald Trump?
Ein Podcast von Olaf Heuser und Marc Pitzke

In jeder einzelnen Sekunde werden in den USA drei Papiere neu als geheim eingestuft. 180 jede einzelne Minute.

Das hat der Historiker Matthew Connelly von der amerikanischen Columbia Universität herausgefunden. »Over-Classification« nennt er das. Man könnte auch sagen: Die USA frönen einem Geheimhaltungs-Fetisch. Und das seit Jahrzehnten. Bis zu 3000 Regierungsbeamte besitzen das Recht, eine solche Klassifizierung vorzunehmen. In jeder Administration. Alle vier Jahre aufs Neue.

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»Und sobald so was gestempelt wird und verschwindet – um das dann später lesen zu können, muss das wieder entstempelt, ›ent-geheimnist‹ werden«, erklärt US-Korrespondent Marc Pitzke im Podcast. »Das heißt, einer von diesen 3000 oder den nächsten 3000, wenn die nächste Regierung kommt, muss das dann freigeben. Das ist ein wahnsinniges Problem.«

Zum Problem für seine Partei ist Joe Biden noch nicht geworden, zumindest nicht aufgrund der Aktenfunde. Aber das könnte bald folgen. Denn die Affären um die geheimen Dokumente in Bidens Haus in Delaware und in seinem Thinktank drohen die bisher ordentliche Bilanz des US-Präsidenten in der öffentlichen Wahrnehmung zu überlagern. Selbst die Tatsache, dass Biden im Gegensatz zu seinem Vorgänger Donald Trump mit den Behörden kooperiert und freiwillig die Standorte durchsuchen lässt, ändert daran überhaupt nichts.

»Diese beiden Geschichten sind wie Tag und Nacht«, befindet Marc Pitzke. »Aber im öffentlichen Bewusstsein verschwimmt das alles leider, weil die Leute sagen: Guck mal, da haben zwei Leute gelogen und geheime Sachen mitgenommen.«

Noch hat Biden fast zwei Jahre Zeit, sein Image zu festigen und den Wahlkampf für eine zweite Amtszeit anzugehen. Gelingt ihm das nicht, werden seine Parteifreunde nicht mehr nur hinter den Kulissen überlegen, ob der Mann nicht doch ein wenig zu alt ist. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre Joe Biden 86. Bisher klingt Kritik aus den eigenen Reihen so sanft, wie sie der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Dick Durbin, diese Woche äußerte. Joe Bidens ›stature‹, gemeint ist die Wirkung seiner Erscheinung, sei durch die Affäre ›geschrumpft‹, sagte er CNN.

Die Kritik der Republikaner an Donald Trump klingt da deutlich härter. Vor laufenden Kameras bezeichnete Paul Ryan, ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses, den Ex-Präsidenten als ›proven loser‹, als erwiesenen Verlierer, nachdem die Midterms 2018 und 2022 sowie die Präsidentschaftswahlen 2020  an die Demokraten gegangen waren.

Beide Herren, Donald Trump und Joe Biden wollen unbedingt als Kandidaten für die nächsten Wahlen 2024 nominiert werden. Aber wer wird für seine eigene Partei zum größeren Problem? Wer kann die Aktenaffären besser für seine Kampagne nutzen? Und warum sind sogar uralte Dinnermenüs aus dem Weißen Haus geheim?

Darüber spricht Marc Pitzke in dieser Episode des SPIEGEL-Auslandspodcasts Acht Milliarden.

Die aktuelle Episode hören Sie hier:

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