Donald Trump, ehemaliger US-Präsident:
»Ich werde dafür sorgen, dass Joe Biden nicht noch mal vier Jahre bekommt. Das würde unser Land nicht überstehen.«
Er tut es schon wieder: Donald Trump teilte am Dienstag gegen seine politischen Kontrahenten aus, ließ sich von Anhängern bejubeln und verkündete schließlich das, was er in der Vergangenheit immer wieder angedeutet hatte.
Donald Trump, ehemaliger US-Präsident:
»Um Amerika wieder groß und ruhmreich zu machen, gebe ich heute Abend meine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bekannt.«
In Palm Beach wird Trumps Ankündigung von seinen Anhängern frenetisch gefeiert. SPIEGEL-Korrespondent Roland Nelles ist vor Ort.
Roland Nelles:
»Bei Trump ist das natürlich alles eine Riesenshow. Auch hier in Mar-a-Lago hinter mir, da standen die Fans schon Stunden vorher hier mit ihren Trump-Flaggen und hier fuhren die Autos rum und haben also hier für Trump Stimmung gemacht. Er möchte eben auch mit diesen Bildern, mit dieser Inszenierung zeigen, dass er immer noch große Unterstützung hat bei den amerikanischen Wählerinnen und Wählern und dass er nur der Einzige ist, der die Republikaner zum Sieg führen kann.«
Dabei wirft der mangelnde Rückhalt bei den Republikanern und die große Beliebtheit seines erfolgreichen innerparteilichen Kontrahenten Ron DeSantis eigentlich ein anderes Licht auf Trump. Er steht mittlerweile am Rand in der Partei, wird für deren schlechtes Abschneiden bei den Zwischenwahlen verantwortlich gemacht. Trumps Fans sehen das wie gewohnt etwas anders.
Roland Nelles, DER SPIEGEL: »Was halten Sie von Ron DeSantis?«
Dylan Rock, Trump-Unterstützer:
»Ich mag Ron DeSantis. Ich mag ihn sogar so sehr, dass ich denke er sollte Gouverneur von Florida bleiben.«
Roland Nelles, DER SPIEGEL:
»Und Sie würden Ron DeSantis aber nicht anstelle von Trump unterstützen?«
Dylan Rock, Trump-Unterstützer: »Auf keinen Fall.«
Roland Nelles, DER SPIEGEL: »Können Sie das erklären?«
Dylan Rock, Trump-Unterstützer:
»Natürlich. Es kommt immer darauf an, die richtigen Leute dort einzusetzen, wo sie am besten gebraucht werden. Das war auch etwas, das wir beim Militär geübt haben. Wir haben herausgearbeitet, was die Leute gut können, und selbst wenn sie nicht die Besten waren, haben wir sie trotzdem ausgebildet, um sie zu den Besten auf ihrem Gebiet zu machen. Wir müssen alle zusammenarbeiten, um unsere Ziele zu erreichen.«
Roland Nelles, DER SPIEGEL:
»Die Kandidatur von Trump ist für die Republikaner sicherlich keine gute Nachricht. Er wird insgesamt die Partei weiter aufwühlen, ins Chaos stürzen, und es wird jetzt erst mal hier lange Debatten und Schlammschlachten geben, da bin ich mir ziemlich sicher, über die Frage, wer eigentlich in der Partei das Sagen hat – Trump oder die anderen, Ron DeSantis und die anderen Kandidaten?«
Am Dienstag lag die Aufmerksamkeit erst einmal wieder auf Trump – der das sichtlich genoss. Von Demut, Selbstkritik oder gar einem Einknicken vor seinen Widersachern ist der 76-jährige Ex-Präsident weit entfernt. Selbst politisch angeschlagen, gibt er sich weiterhin siegessicher – und ist offensichtlich bereit, eine Schlammschlacht bei den Republikanern anzuzetteln.
Roland Nelles, DER SPIEGEL:
»Und das würde natürlich auch nicht nur die Partei, sondern auch den möglichen Gegenkandidaten Ron DeSantis wahrscheinlich beschädigen. Dann könnte er möglicherweise von Ron DeSantis Stimmen abziehen bei der eigentlichen Wahl. Und das würde dann am Ende mehr den Demokraten helfen als den Republikanern. Außerdem ist es so, das ist ein Horrorszenario der Republikaner, dass Trump, wenn er die Vorwahlen verlieren würde, könnte er natürlich immer noch als unabhängiger Kandidat antreten. Und dann hätte er die Möglichkeit, den Republikanern so richtig in die Suppe zu spucken.«
Die Zwischenwahlen vor wenigen Tagen haben eigentlich gezeigt: Amerika möchte keinen Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus. Bei den Midterms schnitten einige der vom Ex-Präsidenten unterstützen Kandidaten miserabel ab. Stattdessen beflügelten die Wahlen andere, erfolgreiche Republikanerinnen und Republikaner, die sich jetzt für eine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt in Stellung bringen. Trumps politische Zukunft ist damit viel ungewisser, als er es gern hätte – und seine Fans glauben wollen.
Roland Nelles, DER SPIEGEL:
»Es kann aber natürlich auch sein, dass Trump am Ende hier in Rente gehen muss, dass er also sowohl bei der Kandidatur scheitert als auch bei einer möglichen Präsidentschaftskandidatur und sich dann hier in sein Haus in Mar-a-Lago zurückzieht – endgültig. So als grollender Greis dann vielleicht noch von der Seitenlinie so ein bisschen meckert und motzt, aber eigentlich in Zukunft hier in der US-Politik nichts mehr zu sagen hat. Und das wäre für die USA, aber auch für die Welt sicherlich ein großes Glück.«