"Early Voters" in den USA Stundenlanges Warten bei der Stimmabgabe
Sie schwitzen in der Mittagshitze, sie werden nass im strömenden Regen: Wer bei der US-Präsidentschaftswahl früh abstimmen will, muss vielerorts stundenlang anstehen - manchmal einen ganzen Tag lang. Der eigentliche Wahltermin ist erst in zwei Wochen. Aber viele US-Wähler nutzen jetzt schon die Möglichkeit zum "Early Voting", wie hier in Texas. Vor den Wahlbüros braucht man allerdings sehr viel Geduld.
Marc Pitzke / DER SPIEGEL
"Wir haben hier mit Leuten gesprochen, die Schlange stehen in der sengenden Hitze hier draußen und gefragt, warum sie das machen. Warum sie jetzt nicht am 3. November, am eigentlichen Wahltag hier wählen gehen wollen? Und sie sagen einerseits, Sie wollen sichergehen, dass ihre Stimme auch gezählt wird, weil sie fürchten, dass es am eigentlichen Wahltag Unruhen und Unregelmäßigkeiten geben könnte. "
In diesem Jahr hat die Briefwahl und das "Early Voting" einen ungewöhnlich hohen Zulauf. Manche Wähler wollen ganz sicher sein, dass ihr Wahlzettel auch wirklich ankommt - kein Wunder angesichts der Unsicherheit, die US-Präsident Trump seit Monaten in Sachen Briefwahl schürt.
"Ich bin schwanger und morgen ist der Geburtstermin. Also habe ich mich entschlossen herzukommen und zu wählen. Meine Stimme soll zählen"
"Es ist so wichtig, dass alle wählen gehen! Geht wählen! Geht wählen! Geht wählen!"
Ein weiterer Grund für die zahlreichen Frühwähler ist die Corona-Pandemie. Manche wollen so dem vermutlich noch größeren Menschenandrang am dritten November aus dem Weg gehen. Zudem findet die Wahl in den USA immer an einem normalen Arbeitstag statt, weswegen zum Beispiel 2016 bereits fast ein Viertel der Wähler per Post abstimmte.
Marc Pitzke / DER SPIEGEL
"Einer hat uns gerade gesagt, das sei die wichtigste Wahl seines ganzen Lebens. Und das war ein Pensionär, ein Rentner. Der war im Vietnamkrieg, und er sagt, er wolle auf jeden Fall für Biden stimmen, weil die Zukunft, für die er und seine Familie gekämpft haben, steht auf dem Spiel. Und so etwas hört man von vielen Leuten, auch von der anderen Seite. Die Republikaner sagen auch, für sie geht es um 'Family Values', um moralische Werte, Abtreibung, die Gerichte, solche Sachen halt. Und viele von denen, wenn man sie auf den Präsidenten selber anspricht, sagen, sie drücken halt ein Auge zu. Es wäre ihnen egal, was er macht und was er sagt. Hauptsache, er erzielt für sie die Ergebnisse, die Sie gerne wollen."
Laut Umfragen liegt Amtsinhaber Trump in Texas knapp vor seinem Herausforderer Joe Biden. Im Falle eines knappen Wahlausganges könnten wegen der zahlreichen Brief- und Frühwähler mehrere Wochen verstreichen, bis alle Stimmen ausgezählt sind und ein endgültiges Ergebnis feststeht.