Auftritt im Weißen Haus Trump reklamiert Wahlsieg – obwohl das Ergebnis nicht feststeht

US-Präsident Donald Trump
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US-Präsident Donald Trump hat sich im Weißen Haus zur laufenden US-Präsidentschaftswahl geäußert. Er behauptete erneut, es gäbe Befürchtungen einer Wahlmanipulation. Viele hätten heute Nacht für ihn gestimmt, sagte er vor Anhängern. "Eine sehr traurige Gruppe von Menschen versucht, diese Gruppe von Menschen zu entrechten", fügte er hinzu – ohne Belege.
Trump kündigte an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen – lange bevor alle Stimmen ausgezählt sind. Trump hatte bereits vor der Wahl klargemacht, sich früh zum Sieger der Wahl erklären zu wollen, auch ohne dass die Stimmen der Briefwähler ausgewertet sind. Nun versucht er mit seinem Vorgehen, die Wahl zu delegitimieren.
Rennen ums Weiße Haus längst nicht entschieden
Tatsächlich dürfte es allerdings noch eine Weile dauern, bis feststeht, wer der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird. Das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus ist eng, aber längst nicht entschieden. (Verfolgen Sie die Entwicklung im Liveticker.) Selbst nach den bisherigen Auszählungsergebnissen haben weder der Republikaner noch sein demokratischer Herausforderer die Mehrheit von 270 Wahlleuten aus den Bundesstaaten, die für einen Sieg nötig wären.
"Wir machen uns bereit für eine große Feier", so Trump dennoch weiter in seiner Ansprache. Es sei klar, dass er Georgia gewonnen habe. Er werde Pennsylvania mit großem Vorsprung gewinnen. Auch in Michigan werde er deutlich gewinnen. Zum Zeitpunkt seines Statements stand dies jedoch keineswegs fest – derzeit gibt es aus diesen Staaten keine belastbaren Ergebnisse. Trumps Äußerungen kulminierten in der Behauptung: "Offen gesagt, wir haben diese Wahl gewonnen."
Rechtlich hat Trumps Siegeserklärung keine Bedeutung. Kritiker werfen ihm undemokratisches Verhalten vor.
Nach Trump meldete sich auch Vizepräsident Mike Pence zu Wort. Trump habe eine Bewegung losgetreten, Amerika wieder groß zu machen ("To make America great again").

Die Wahlnacht in Bildern
Trump behauptet, Demokraten könnten "die Wahl stehlen"
Vor seiner Rede hatte Trump bereits auf Twitter ein starkes Ergebnis für sich reklamiert. "Aber sie versuchen, die Wahl zu STEHLEN", schrieb Trump. "Wir werden sie das niemals tun lassen."
Trump richtete sich damit offensichtlich gegen die Demokraten seines Herausforderers Joe Biden. Vor der Wahl hatte Trump mehrfach über angebliche Wahlmanipulationen gesprochen, für die er allerdings keine Beweise lieferte.
Trump zweifelte etwa fälschlicherweise die Sicherheit der Briefwahl an. Besonders Demokraten dürften in diesem Jahr auf diese Weise gewählt haben – auch wegen der Corona-Pandemie. Die Auszählung dieser Stimmen dürfte in manchen Staaten noch länger dauern.
Biden zeigte sich ebenfalls siegessicher
Auch Trumps Kontrahent Biden hatte sich in einer Ansprache an seine Unterstützer siegessicher gezeigt. Er erklärte, dass er den wichtigen Staat Pennsylvania (20 Wahlleute) gewinnen könnte. Auch in Georgia habe er noch Chancen. Doch es sei nicht an ihm oder Trump, zu entscheiden, wer die Wahl gewinne. Das würden die US-Bürger tun.