Ein Ex-US-Präsident in Handschellen, Fingerabdrücke und Polizeifotos: Die Vorstellung, dass Donald Trump bald als Angeklagter vor einem Strafgericht stehen könnte, erfreut die einen und schockiert die anderen. Trump ist im Zusammenhang mit einer angeblichen Schweigegeldzahlung an einen Pornostar während des Wahlkampfs 2016 angeklagt worden. Das verkündete die Bezirksstaatsanwaltschaft in Manhattan am Donnerstagabend.
Es ist das erste Mal in der Geschichte der USA, dass ein Ex-Präsident strafrechtlich belangt wird.
O-Töne:
»Für mich ist das eine gute Nachricht, aber ich bezweifle, dass etwas dabei herauskommt. Er wird wahrscheinlich nicht verhaftet werden, weil er genug Geld hat, um das zu verhindern. Und so sehr ich ›The Donald‹ auch hasse, ich denke, dass wir dringendere politische Probleme haben als ihn.«
»Völlig falsch. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
Reporterin: »Warum ist es völlig falsch?«
»Das ist meine Meinung.«
Reporterin: »Warum sind Sie dieser Meinung?«
»Es ist eine politische Hexenjagd.«
Trump hatte kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 2016 Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels zahlen lassen. Diese hatte behauptet, sie habe Sex mit ihm gehabt. Trump bestreitet eine Affäre, nicht aber, dass Geld geflossen sei. Die Zahlung könnte im Konflikt mit Regeln zur Wahlkampffinanzierung stehen – deshalb die Anklage.
Der 76-jährige Ex-Präsident reagierte empört auf die Anklage und beteuert seine Unschuld. In seinem eigenen sozialen Netzwerk bezeichnete Trump die Anklage als »Angriff auf unser Land« und die USA als »Dritte-Welt-Nation im Niedergang«. Er rief erneut zu Protesten auf. Dem Ruf folgten bisher nur vereinzelte Anhänger, wie hier vor Trumps Anwesen in Mar-a-Lago.
O-Töne:
»Donald Trump weiß, dass ich ihn liebe. Ich würde mein Leben für ihn geben, weil er sein Leben für uns geben würde. Woher wir das wissen? Weil er es tut. Er tut es in diesem Moment.«
Reporter: »Glauben Sie, dass das alles seinen Wahlkampf beeinträchtigen wird?«
»Nein. Es wird ihm die Präsidentschaft bringen. Ihr werdet schon sehen.«
Trump will im kommenden Jahr für das Amt des US-Präsidenten kandidieren – trotz der Anklage. Bis zu einer möglichen Verurteilung könnten ohnehin Jahre vergehen. Und selbst ein möglicher Schuldspruch würde Trump rein rechtlich nicht davon abhalten, bei der Wahl anzutreten. Fraglich ist allerdings, ob die Republikaner Trump aufstellen – ein laufender Gerichtsprozess könnte seine Chancen auf die Kandidatur tatsächlich schmälern.
Erst einmal wird sich der Ex-Präsident aber der Justiz in New York stellen müssen – voraussichtlich in der kommenden Woche.