Donald Trump
"I love you all, God bless America"
Das Weiße Haus als Wahlkampfbühne: Zum Abschluss des Parteitags der US-Republikaner hat Donald Trump noch einmal die ganz große Show aufgeboten.
Roland Nelles, US-Korrespondent
"Die Inszenierung von Trump war ziemlich perfekt. Der hat natürlich den großen Vorteil gehabt, dass er als Präsident einfach das Weiße Haus als Kulisse für seinen Parteitag gewählt hat. Das ist hochumstritten, ob er das überhaupt durfte. Aber Trump hat das einfach gemacht. Und das sieht natürlich im Fernsehen vor einem Millionenpublikum weitaus besser aus, mit den vielen Fahnen und Fanfaren, als es vielleicht bei Joe Biden der Fall war, der nur in einer lausigen Turnhalle aufgetreten ist."
Mit dem Ende des Parteitags beginnt nun endgültig der Wahlkampf in den USA - und Präsident Trump hat mit seiner Rede den Ton dafür gesetzt:
Donald Trump, US-Präsident
"Joe Biden ist kein Retter der amerikanischen Seele. Er vernichtet amerikanische Jobs. Wenn er die Chance bekommt, wird er die amerikanische Großartigkeit zerstören."
Roland Nelles, US-Korrespondent
"Ganz wichtig ist für ihn, eine Angstkampagne zu starten. Er will den Wählern einreden, dass mit Joe Biden und den Demokraten Amerika vor dem Untergang stehen würde und dass sie ja nicht bei den Demokraten und Joe Biden ihr Kreuzchen machen sollen."
Normalerweise begeistert Trump seine Anhänger besonders, wenn er in riesigen Hallen auftritt, frei redet und sein Publikum geradezu anheizt. Diesmal inszenierte sich Trump anders:
Donald Trump, US-Präsident
"Dies ist die wichtigste Wahl in der Geschichte dieses Landes. Noch nie haben Wähler vor einer klareren Entscheidung gestanden: zwischen zwei Parteien, zwei Visionen, zwei Philosophien und zwei Agenden."
Roland Nelles, US-Korrespondent
"Trump selbst hat den Staatsmann gegeben, er war ungewöhnlich präsidial für seine Verhältnisse. Er hat vom Teleprompter abgelesen und nicht so improvisiert, wie er das sonst eigentlich gerne tut. Und auch das hatte natürlich das Ziel, hier Leute anzusprechen, die vielleicht sonst von seiner Art ein bisschen abgestoßen sind und die eigentlich eher so präsidialere Auftritte schätzen. Diese Leute wollte er hier erreichen."
Erschreckend war, wie lax der Präsident mit den geltenden Corona-Bestimmungen umging. Vor dem Weißen Haus versammelten sich 1500 Gäste, eng an eng, ohne Masken – und das obwohl weiterhin jede Woche mehr als 1000 Amerikaner am Corona-Virus sterben.
Roland Nelles, US-Korrespondent
"Das war ein klares Signal. Damit wollte Trump natürlich auch zeigen: Die Krise ist im Grunde so gut wie vorüber, auch wenn er dafür jetzt wahrscheinlich sehr viel Kritik bekommen wird, weil natürlich andere Leute sagen werden: Du hast hier quasi ein Superspreader-Event kreiert. Mitten in der Hauptstadt, mitten in Washington."
Vier Tage lang haben die Republikaner versucht, zu überspielen, wie sehr die Trump-Administration bei der Bewältigung der Corona-Krise versagt hat. Am Ende werden die Wähler Trump wohl auch daran messen, ob er es schafft, die Pandemie wirklich in den Griff zu bekommen. Die Zahl der Toten stieg in den USA mittlerweile auf über 180.000.