Kritik an "harten Fragen" Trump veröffentlicht abgebrochenes TV-Interview vor dem Sendetermin

Die kritischen Fragen der Journalistin Lesley Stahl waren zu viel für den US-Präsidenten: Erst brach er das Interview vor zwei Tagen ab, nun veröffentlicht er es vorzeitig - und legt sich dabei gleich mit der nächsten Moderatorin an.
CBS-Journalistin Lesley Stahl und Donald Trump während eines Interviews 2016

CBS-Journalistin Lesley Stahl und Donald Trump während eines Interviews 2016

Foto: Chris Albert/ AP

Vor zwei Tagen hat US-Präsident Donald Trump ein Interview mit dem TV-Sender CBS abgebrochen - nun veröffentlicht er es noch vor dem Sendetermin. Die kritischen Fragen der Interviewerin verurteilt er scharf. Auf Twitter rief Trump dazu auf, sich "die Voreingenommenheit, den Hass und die Unhöflichkeit" in dem knapp 38-minütigen Gespräch mit der renommierten CBS-Journalistin Lesley Stahl anzuschauen.

Der Republikaner schrieb zudem, die Moderatorin des TV-Duells mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden, die NBC-Journalistin Kristin Welker, sei noch "weitaus schlimmer". Die TV-Debatte am Donnerstagabend (Ortszeit) ist die zweite und letzte vor der Wahl am 3. November.

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Trump hatte bereits nach dem Gespräch am Dienstag mit der Veröffentlichung vor dem Sendetermin gedroht. Das CBS-Interview für eine Wahlsonderausgabe der Sendung "60 Minutes" an diesem Sonntag sollte eigentlich mit Trump und Pence fortgesetzt werden. Trump sagt am Ende der Aufzeichnung aber: "Ich denke, wir hatten genug." Davor beschwerte er sich bei Stahl darüber, dass sie zu Beginn des Interviews sagte: "Sind Sie bereit für ein paar harte Fragen?"

Trump sagte: "So spricht man nicht." Trump beklagte sich erneut darüber, dass Biden von den US-Medien keine harten Fragen gestellt würden. "Ich habe alle seine Interviews gesehen. Ihm ist nie eine Frage gestellt worden, die schwierig war." Trump beklagt regelmäßig, dass US-Medien zu kritisch über ihn berichten. Diese Medien - denen er die Verbreitung von "Fake News" vorwirft - nennt er "Volksfeinde".

"Sie sind sehr aggressiv."

Lesley Stahl zu Donald Trump

Während des Interviews für "60 Minutes" kam es zu einer Reihe von hitzigen Momenten. So beschwerte Trump sich wiederholt, dass Stahl Äußerungen von ihm aus dem Kontext reiße. Die Journalistin sprach Trump auch darauf an, warum er sich ständig im Angriffsmodus befinde. Der Präsident entgegnete, dass er sich vielmehr so fühle, als würde er sich und sein Amt verteidigen. Darauf antwortete Stahl: "Sie sind sehr aggressiv."

Die Sendung "60 Minutes" gehört zu den erfolgreichsten Formaten im US-Fernsehen. Das Interview soll Teil einer Sonderausgabe über den Republikaner Trump und seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden an diesem Sonntag sein. Die 78 Jahre alte TV-Journalistin Stahl arbeitet seit 1991 für "60 Minutes". Sie hatte nach Angaben von CBS 2016 das erste TV-Interview mit Trump nach dessen Wahlsieg geführt. 2018 interviewte sie ihn erneut.

Bei einem Wahlkampfauftritt am Dienstagabend in Erie im US-Bundesstaat Pennsylvania schien Trump CBS zu drohen. "Ihr müsst Euch anschauen, was wir mit '60 Minutes' machen. Ihr werdet einen solchen Kick daraus bekommen", sagte der Präsident vor jubelnden Anhängern. "Lesley Stahl wird nicht glücklich darüber sein."

CBS verteidigte seine Sendung am Donnerstag. "60 Minutes" werde für seine Fairness, seine Tiefgründigkeit und Informationsfülle geschätzt. Die "beispiellose Missachtung" der Abmachung zwischen dem Sender und dem Weißen Haus werde CBS nicht davon abhalten, das Interview wie geplant auszustrahlen.

kfr/dpa
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