Trump vs. Biden So lief die US-Wahlnacht bislang

Donald Trump und Joe Biden liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ums Weiße Haus. So lief die Wahlnacht bislang – und auf diese Staaten kommt es jetzt an.
Präsident Trump, Herausforderer Biden (r.)

Präsident Trump, Herausforderer Biden (r.)

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MIKE SEGAR / REUTERS

Die USA wählen einen neuen Präsidenten: Im Rennen zwischen dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden richtet sich der Fokus auf die besonders umkämpften Staaten, in denen die Mehrheiten immer wieder zwischen Demokraten und Republikanern wechseln.

Zu den wichtigen Swing States zählen unter anderem Florida, wo 29 Wahlleute an den Gewinner vergeben werden, Pennsylvania (20), Ohio (18) und North Carolina (15). Umfragen deuteten aber auch ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Texas an. Der bevölkerungsreiche südliche Bundesstaat mit 38 Wahlleuten geht seit Jahrzehnten an die Republikaner. Der TV-Sender Fox News sieht Trump als Sieger in Texas. Auch der Sender CNN geht davon aus, dass Trump hier gewinnen wird.

  • In Ohio liegt Trump laut Prognosen mehrerer US-Medien vorn. Biden kann aber noch auf Staaten im Mittleren Westen wie Pennsylvania, Michigan und Wisconsin hoffen. Diese drei hatten Trump 2016 seinen knappen Wahlsieg beschert, alle sind von einer eher weißen Arbeiterbevölkerung geprägt. Bislang gibt es keine verlässlichen Aussagen über den Wahlausgang dort, sie dürften aber für die Wahl insgesamt entscheidend sein.

  • In Arizona sehen erste Prognosen des TV-Senders Fox News Biden vorn. Vor vier Jahren hatte Trump diesen Bundesstaat deutlich gewonnen.

  • In Florida stehen die Zeichen hingegen auf einen Sieg für Trump, Fox News erklärte ihn dort bereits zum Gewinner. Der Präsident schnitt vor allem in Bezirken mit hohem Latino-Anteil gut ab. Besonders im bevölkerungsreichen County Miami-Dade erzielte sein Herausforderer Biden weniger Stimmen, als er voraussichtlich gebraucht hätte, um den Staat zu gewinnen.

  • Auch in North Carolina und Georgia zeichneten sich Vorteile für Trump ab. Sollte der Republikaner diese Staaten gewinnen, hätte Biden einen weiten Weg zum Sieg.

  • In Pennsylvania ist unklar, ob möglicherweise Hunderttausende Stimmen in Philadelphia erst später weiter ausgezählt werden. Laut US-Journalisten hatten dort Wahlhelfer erklärt, in der Nacht nur noch einen Teil der verbleibenden Stimmen vermelden zu wollen.

Insgesamt sieht es daher nicht nach einem klaren Sieg für Biden aus, der in Umfragen vorn gelegen hatte.

In einigen Bundesstaaten riefen US-Medien und Nachrichtenagenturen schnell die erwarteten Sieger aus. Auf Bidens Konto gehen demnach Delaware (3 Wahlleute), Maryland (10), Massachusetts (11), New Jersey (14), Illinois (20), Rhode Island (4) und die Bundeshauptstadt Washington, D.C. (3). Trump sicherte sich unter anderem die Bundesstaaten Oklahoma (7), Tennessee (11), Alabama (9), Arkansas (6) und Mississippi (6).

Der US-Präsident und sein Vize werden nicht direkt gewählt. Der Wahlsieger in einem Bundesstaat gewinnt in der Regel dort die Stimmen der Wahlleute. Diese wählen dann im Dezember den Präsidenten. Für den Sieg werden mindestens 270 Stimmen der Wahlleute benötigt. Bei den vergangenen Präsidentenwahlen stand der Sieger meist noch in der Wahlnacht fest, dieses Mal könnte es deutlich länger dauern – wegen der ungewöhnlich hohen Zahl an Briefwählern und einer damit verbundenen längeren Auszählung.

In einigen Bundesstaaten werden noch per Post verschickte Stimmzettel berücksichtigt, wenn sie mehrere Tage nach dem Wahltermin eintreffen. Manche Experten befürchten eine Hängepartie über mehrere Tage oder sogar Wochen hinweg, wenn es kein klares Ergebnis gibt. Die Amtseinführung ist für den 20. Januar 2021 angesetzt.

Die ersten Wahllokale hatten im Osten des Landes geöffnet. Mancherorts bildeten sich lange Schlangen. Die USA erstrecken sich über mehrere Zeitzonen. Die letzten Wahllokale sind bis 7 Uhr MEZ geöffnet. Erwartet wird eine ungewöhnlich hohe Wahlbeteiligung. Rund 100 Millionen US-Bürger stimmten schon per Brief oder in vorab geöffneten Wahllokalen ab, wie das "U.S. Elections Project" berichtete – viele wohl wegen der Corona-Pandemie. Das entspricht rund 70 Prozent der Stimmen, die 2016 insgesamt abgegeben wurden.

Hinter den beiden Kontrahenten liegt ein beispielloser und hart geführter Wahlkampf, der von persönlichen Attacken vor allem von Trump geprägt war. Der Präsident nannte Biden bei seinen letzten Wahlkampfveranstaltungen einen "korrupten Politiker", der die Wirtschaft in eine "tiefe Depression" stürzen würde. Biden warf Trump vor, bei der Eindämmung der Corona-Pandemie völlig versagt zu haben. Er spalte die Nation und spiele Amerikaner gegeneinander aus. Trump sei der "korrupteste" und "rassistischste" Präsident der Geschichte.

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Wichtiges Rennen um US-Senat

Gleichzeitig mit der Präsidentenwahl wurde auch über die Zusammensetzung des US-Kongresses abgestimmt. Zur Wahl standen alle 435 Mandate im Repräsentantenhaus, in dem die Demokraten laut Fox News erwartungsgemäß ihre Mehrheit verteidigten, sowie rund ein Drittel der 100 Sitze im Senat – davon wurden bisher 23 von Republikanern gehalten und 12 von Demokraten.

Der Senat ist in den USA fast genauso wichtig wie die Präsidentschaft. Verfehlt die Partei, die den Präsidenten stellt, die Mehrheit, kann sie viele wichtige Gesetze nicht durchbringen. Besonders der derzeitige Senatsführer, der Republikaner Mitch McConnell, verhinderte während der Amtszeit von Barack Obama viele Vorhaben, nachdem die Demokraten die Mehrheit im Senat im Jahr 2014 verloren hatten.

McConnell verteidigte seinen Sitz der Nachrichtenagentur AP zufolge, die sich auf Wählerbefragungen und erste Stimmauszählungen berief. Die Demokraten hatten im Bundesstaat Kentucky die ehemalige Pilotin Amy McGrath, 45, mit hohen finanziellen Mitteln ins Rennen gegen McConnell, 78, geschickt. Sie machen sich nach Umfragen vor der Wahl Hoffnungen, die Mehrheit im Senat zurückzugewinnen.

Und es gab weitere Dämpfer für die Demokraten: In mehreren Rennen, die laut Umfragen als eng galten, gelang es ihnen nicht, die republikanischen Senatoren zu besiegen. So konnte sich der Demokrat Jamie Harrison nicht gegen den bisherigen Chef des Justizausschusses Lindsey Graham durchsetzen. Die Demokraten gewannen erwartungsgemäß einen Sitz dazu und verloren einen.

wit/mfh/dpa/Reuters/AP
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