Nein, das hier sind keine Archivbilder, sondern Aufnahmen vom vergangenen Montag: Anhänger von Donald Trump jubeln »ihrem Präsidenten« in Florida zu. Nach wie vor – verlorene Wahl hin oder her.
Und der Ex-Präsident verhält sich ebenfalls so, als hätte es nie eine Niederlage gegeben. Von seinem Golfressort aus betreibt er weiterhin Politik – und spaltet seine eigene Partei.
Die Breitseite gegen den ranghöchsten Republikaner Mitch McConnell feuerte er in Form einer schriftlichen Stellungnahme ab.
»Wenn die republikanischen Senatoren zu ihm halten, werden sie nie wieder gewinnen«, erklärte Trump. Und legte mit persönlichen Angriffen nach:
»Mitch ist ein mürrischer, verdrießlicher politischer Stümper, der nie lächelt«
Der »politische Stümper« hatte sich Trump gegenüber jahrelang loyal verhalten. Ein Zweckbündnis, aus politischem Kalkül. Als Mehrheitsführer im Senat konnte McConnell mithilfe der enormen Popularität Trumps Gesetze – wie etwa die Steuerreform – durchsetzen und die republikanischen Wähler beglücken. Und damit seine eigene Machtposition stärken. Trump wiederum brauchte McConnell, um seine Agenda umzusetzen.
Die Wahlniederlage leitete das Ende des Bündnisses ein – und mit McConnells Rede beim zweiten Impeachment-Verfahren kam die unumgängliche Trennung:
Mitch McConnell, Senatsanführer der Republikaner
»Keine Frage: Präsident Trump ist praktisch und moralisch verantwortlich für die Ereignisse des 6. Januar (Erstürmung des Kapitols). Das steht außer Zweifel.«
McConnell selbst hatte gegen die Amtsenthebung Trumps gestimmt, wegen Formalitäten. Trotzdem wagte er, eine Drohkulisse aufzubauen:
Mitch McConnell, Senatsanführer der Republikaner
»So lange die Verjährungsfrist nicht vorbei ist, kann er für alles, was er während seiner Amtszeit getan hat, zur Rechenschaft gezogen werden. Er ist also noch nicht davongekommen. Noch nicht.«
Trump muss mit einer Reihe von Klagen rechnen – zivil- und strafrechtlich. Das schreckt ihn offenbar nicht davon ab, sich selbst weiterhin als den größten Strippenzieher aller Zeiten zu inszenieren – und die Spaltung innerhalb seiner Partei weiter voranzutreiben:
»Dies ist ein großer Moment für unser Land und wir können ihn nicht verstreichen lassen, indem wir drittklassige 'Anführer' über unsere Zukunft bestimmen lassen«, schreibt er.
Donald Trump, ehem. US-Präsident, 20.Januar 2021
»Wir lieben euch. Wir werden in irgendeiner Form zurückkommen.«
Sein Abschied aus dem Amt war zugleich ein Versprechen für ein politisches Comeback.
Passend dazu hatte Donald Trump seinen ersten öffentlichen Auftritt nach dem Amtsenthebungsverfahren mit Bedacht gewählt: Ausgerechnet am sogenannten "President´s Day", an dem die Amerikaner ihrem ersten Präsidenten George Washington gedenken, ließ er sich bei seinen Fans blicken.