Drohende Hungerkatastrophen: Welternährungsprogramm bittet Superreiche um Hilfe

Niemand auf der Welt sollte hungern, sagt der Chef des Welternährungsprogramms – und nimmt Milliardäre in die Pflicht. Die sollten einen kleinen Teil beitragen, findet er: »Ist das zu viel verlangt?«

Lebensmittelausgabe an Hungernde in Simbabwes Hauptstadt Harare

Foto: Tsvangirayi Mukwazhi / AP

Der Chef des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, ruft angesichts drohender Hungerkatastrophen Superreiche zu Hilfszahlungen auf. »Es gibt mehr als 2200 Milliardäre auf der Welt, mit einem Nettovermögen von etwa zehn Billionen US-Dollar«, sagte Beasley der »Zeit«. Mit Blick auf dieses Vermögen zeige sich, dass niemand hungern solle. »Und alles, was ich brauche, sind fünf Milliarden Dollar, um eine Hungersnot zu verhindern. Ist das zu viel verlangt?«

In diesem Jahr habe man es mit vereinten Kräften geschafft, Hungersnöte zu verhindern. »Aber 2021 wird härter, denn die Folgen der Krise wirken sich jetzt erst richtig aus. Gleichzeitig steht weniger Geld für Hilfen zur Verfügung«, sagte Beasley mit Blick auf die Corona-Pandemie. Vor der Pandemie seien 30 Millionen Menschen auf der Welt zu 100 Prozent vom Welternährungsprogramm abhängig gewesen.

Diese zu versorgen, koste rund fünf Milliarden Dollar (etwa 4,1 Milliarden Euro). Insgesamt habe das Budget des Programms 2020 bei rund acht Milliarden Dollar gelegen. Für 2021 geht Beasley davon aus, rund 15 Milliarden zu benötigen, um Hungerkatastrophen zu verhindern.

Hunger bis 2030 beenden? Nicht mit Kriegen und Klimawandel

An das selbst gesteckte Ziel, den Hunger in der Welt bis 2030 zu beenden, glaubt der 63-Jährige nicht. »Würden wir sofort alle bewaffneten Konflikte beenden, könnten wir das Ziel erreichen, sogar schon vor 2030. Doch wir haben all die Kriege, dazu den Klimawandel.«

Das norwegische Nobelkomitee hatte am 9. Oktober verkündet, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm geht. Die Uno-Organisation wird damit unter anderem für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie ihren Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet. Überreicht wird der Preis normalerweise am 10. Dezember in Oslo. Beasley wird wegen der Corona-Pandemie aber nicht wie geplant nach Norwegen reisen. Der Preis wird bei einer Online-Zeremonie in Rom überreicht.

mes/dpa