Hilferuf von emiratischer Prinzessin »Diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden«

Vor zwei Jahren wollte die Tochter von Dubais Emir Mohammed auf einer Jacht fliehen, der Vater schirmt sie seither in einem Palast von der Öffentlichkeit ab. Nun wurden der BBC eindringliche Videoaufnahmen zugespielt.

Die Geschichte von Scheicha Latifa erinnert an einen Spionagethriller à la Hollywood: Eine schöne Prinzessin aus Dubai, eingesperrt in einem goldenen Palast, ein übermächtiger Vater, der sie gefangen hält, und ein ehemaliger französischer Spion, der der Frau schließlich zur Flucht verhilft. Auf einem Jetski.

Es gibt allerdings kein Ende wie im Film.

Latifa ist die Tochter des emiratischen Ministerpräsidenten und Emirs von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum. Im Februar 2018 hatte sie versucht, Dubai zu verlassen, und es bis auf eine Jacht geschafft. Die soll der einflussreiche Vater schließlich mit einem Sonderkommando vor der indischen Küste gestoppt haben. Latifa wurde gewaltsam zurückgebracht, offizielle Aufnahmen aus dem Emirspalast sollten später beweisen, dass es ihr gut gehe und sie glücklich sei.

Bisher unbekannte Videoaufnahmen, die dem britischen Sender BBC zugespielt  wurden, zeichnen nun ein anderes Bild. »Ich bin eine Geisel, und diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden«, sagt die Scheicha in einem der Videos, die sie im Badezimmer aufgenommen haben soll. Ihren Angaben zufolge ist es der einzige ihr zugängliche Raum, der sich abschließen lässt. Die Regierungen Dubais und der Vereinigten Arabischen Emirate hätten die Videos auf Anfrage nicht kommentiert, hieß es von der BBC.

In den Videos berichtet die junge Frau, wie sie von Polizisten bewacht werde und dass sie um ihr Leben fürchte. Latifa soll sie mehr als ein Jahr nach ihrem spektakulären Fluchtversuch heimlich mit dem Handy für Freunde aufgenommen haben. Die Aufnahmen stellten Latifas Unterstützer der BBC zur Verfügung, da sie sich um die Sicherheit der Scheicha sorgten.

Auch andere Emir-Tochter wollte fliehen

Schon vor ihrer Flucht damals hatte Latifa ein Video aufgenommen. »Ich werde bald gehen. Ich weiß nicht, ob es gelingt, aber ich bin 99 Prozent sicher«, sagte sie damals. Es wurde mittlerweile knapp fünf Millionen Mal angesehen.

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Neben der Scheicha Latifa war auch ihre ältere Schwester Schamsa bereits im Jahr 2000 in Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht worden, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Freilassung der beiden gefordert.

Kritiker werfen den Emiraten immer wieder Menschenrechtsverletzungen und Folter vor. Ähnlich wie auch im Nachbarland Saudi-Arabien wird die Opposition unterdrückt und das Internet zensiert. Auch Frauenrechte spielen im Land nach Beobachtungen von Amnesty International  keine große Rolle.

Ehefrau Haya hat sich abgesetzt

Ein britisches Gericht hatte Scheich Mohammed im vergangenen Jahr für die Entführung seiner zwei Töchter und die Einschüchterung einer seiner Ehefrauen verantwortlich gemacht. Das Gerichtsurteil bestätigt Vorwürfe von Prinzessin Haya Bint al-Hussein, einer der Ehefrauen des Scheichs. In einem Fall stellte das Gericht sogar Folter fest.

Haya ist die sechste Frau des Emirs und Halbschwester des jordanischen Königs Abdullah II. Sie ist bereits die dritte Frau, die versucht, aus dem Umfeld des Emirs zu entkommen. Sie lebt im Exil und ist zur jordanischen Diplomatin berufen worden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war ein Foto von Scheicha Latifa bint Mohammed bin Raschid al-Maktum zu sehen, der Halbschwester der entführten Scheicha Latifa. Wir haben den Fehler korrigiert und das Bild ausgetauscht.

mrc/dpa
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