Krawalle in Frankreich Verfahren gegen Zemmour-Angreifer wegen Körperverletzung eingeleitet

Éric Zemmour: Zweimal wegen Volksverhetzung verurteilt
Foto: CHRISTOPHE PETIT TESSON / EPANach einem Angriff auf den rechtsradikalen Publizisten und Präsidentschaftskandidaten Éric Zemmour in Frankreich ist ein Antirassismus-Aktivist offiziell der Körperverletzung beschuldigt worden. Der mutmaßliche Angreifer wurde unter gerichtliche Aufsicht gestellt, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch erklärte. Demnach darf er Frankreich nicht verlassen, keine Waffe besitzen und keinen Kontakt zum Opfer aufnehmen. Er wird beschuldigt, Zemmour am Sonntag bei einer Wahlkampfveranstaltung nahe Paris am Handgelenk verletzt zu haben.
Tumultartige Szenen in Villepinte
Zemmour hatte wegen der Verletzung eine Krankschreibung über acht Tage erhalten. In einem parallelen Verfahren im Zusammenhang mit der Veranstaltung leitete die Staatsanwaltschaft auch Ermittlungen wegen Gewalttaten gegen Aktivisten der Antirassismus-Initiative »SOS Racisme« ein. Diese hatten im Saal gegen den Kandidaten protestiert und waren dabei von Teilnehmern angegriffen worden. Videobilder zeigten tumultartige Szenen, bei denen Fäuste und Stühle flogen und die Gegendemonstranten herausgedrängt wurden. Zwei von ihnen bluteten, als sie aus der Halle geführt wurden.
Gegner des rechten Kandidaten strömten am Sonntag vor die Veranstaltungshalle in Villepinte, wo ein Polizeiaufgebot Gegendemonstranten auf Abstand hielt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Mehr als 10.000 Anhänger des Extremisten versammelten sich in der Messehalle, wo Zemmour den Namen seiner neuen Bewegung »Reconquête« (Wiedereroberung) bekannt gab. Frankreich stehe am Abgrund und die Franzosen seien in ihrer Existenz bedroht, ein »Kampf größer als wir« sei zur Rettung nötig, sagte Zemmour.
Zemmour ist in Frankreich sehr umstritten. Der Publizist vertritt teils extrem migrationsfeindliche und nationalistische Positionen. Zweimal wurde er bereits wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt. Nachdem er zwischenzeitlich die Rechtspopulistin Marine Le Pen in den Umfragen vor der Wahl im kommenden Jahr überholt hatte, ist er in den vergangenen Wochen wieder deutlich zurückgefallen.