Erkundungsschiff verlässt östliches Mittelmeer Türkei entschärft Erdgasstreit mit Griechenland

In der Auseinandersetzung um Gasbohrungen im Mittelmeer hat die Türkei ein Forschungsschiff abgezogen. Griechenland begrüßte das Ende der Erkundungen - vorbei ist der Konflikt aber noch lange nicht.
Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" vor der Küste Antalyas im Mittelmeer

Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" vor der Küste Antalyas im Mittelmeer

Foto: Ibrahim Laleli/ dpa

Im Gasstreit zwischen Griechenland und der Türkei ist ein wichtiger Streitpunkt vorerst entschärft worden. Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" ist nach der international umstrittenen Erkundung von Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer in den türkischen Hafen Antalya zurückgekehrt. Griechenland begrüßte das Ende der Forschungen.

"Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis im griechischen Fernsehen (ERT). Seine Regierung fordere nun weitere Schritte von der Türkei, damit es zu einem Dialog über die Festlegung sogenannter ausschließlicher Wirtschaftszonen im östlichen Mittelmeer kommen könne.

Die "Oruc Reis" hatte seit der zweiten Augustwoche vor griechischen Inseln und westlich von Zypern nach Erdgas gesucht. Der Einsatz wurde mehrmals und zuletzt bis zum 12. September verlängert. An der Mission hat sich ein lange schwelender Streit zwischen Griechenland und der Türkei wieder entzündet.

Griechenland startete umfangreiches Aufrüstungsprogramm

Ankara argumentiert, dass das Gebiet, in dem das Schiff nach Erdgas sucht, zum türkischen Festlandsockel gehört und das Land damit das Recht auf Ausbeutung hat. Der Türkei sind aber die Inseln Rhodos und Kastelorizo vorgelagert, weshalb Griechenland das Seegebiet für sich beansprucht. Einen ähnlichen Konflikt gibt es um die Insel Zypern, vor deren Küste reiche Erdgasvorkommen entdeckt wurden.

Griechenland hatte zuletzt als Reaktion ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm in die Wege geleitet. Mitsotakis' Regierung will 18 französische Mehrzweckjets vom Typ "Rafale" kaufen. Zudem sollen vier neue Fregatten angeschafft und vier weitere vorhandene Fregatten aus deutscher Produktion modernisiert werden.

Auch der Bestand an Flugabwehrraketen, Torpedos und anderer Munition werde erhöht. Darüber hinaus solle die griechische Waffenindustrie verstärkt zur Rüstung des Landes beitragen - das betrifft etwa Werften nahe Athen. Das militärische Personal wird ebenfalls ausgebaut: 15.000 neue Berufssoldaten sollen in den kommenden fünf Jahren eingestellt werden.

Mitsotakis betonte, Griechenland sei bereit, die Differenzen im Zusammenhang mit dem Erdgaskonflikt mit der Türkei friedlich zu lösen. Wolle die Türkei dies ebenfalls und komme es dennoch zu keiner Einigung, könne man das strittige Thema vor den Internationalen Gerichtshof bringen.

Kritik von Frankreich und der EU

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hatte die Erdgaserkundungen der Türkei zuletzt verurteilt und als "inakzeptabel" kritisiert. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan richtete daraufhin eine Warnung an Macron: "Legen Sie sich nicht mit dem türkischen Volk an, legen Sie sich nicht mit der Türkei an", sagte er bei einer Veranstaltung in Istanbul. "Herr Macron, Sie werden noch viel mehr Probleme mit mir haben."

Die EU hatte Ankara wegen der Erdgaserkundungen bereits ein Ultimatum gestellt und mit zusätzlichen Sanktionen gedroht. Wenn es in den nächsten Wochen keine Fortschritte beim Dialog gebe, könne beim EU-Sondergipfel am 24. September eine Liste weiterer Strafmaßnahmen diskutiert werden, hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Ende August angekündigt. Diese würden auch Wirtschaftssanktionen umfassen.

rai/AFP/dpa/
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