EU-Treffen Marathongipfel verpasst knapp Rekordlänge

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht mit Pedro Sánchez (M.,hinten), Ministerpräsident von Spanien, und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (3.v.r.) vor einem Treffen am runden Tisch im Rahmen des EU-Gipfels.
Foto: Francisco Seco/ dpaDer Brüsseler Marathongipfel hat ganz knapp den Rekord des längsten Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs verpasst. Der Gipfel von Nizza sei noch 25 Minuten länger gewesen, teilte der EU-Rat auf Twitter mit. Vier Tage und vier Nächte hatten die EU-Staats- und Regierungschefs seit Freitag um den Corona-Aufbaufonds und den nächsten mehrjährigen EU-Finanzrahmen gerungen. Ursprünglich hätte das Treffen nur zwei Tage dauern sollen.
Offiziell beendet wurde der Brüsseler Gipfel laut EU-Rat um 5.40 Uhr am Dienstagmorgen. Begonnen hatte er am Freitag um 10.00 Uhr. Damit ergibt sich eine Gesamtdauer von rund 91,5 Stunden. Der Nizza-Gipfel war nach den Berechnungen des Rates aber fast 92 Stunden lang.
Allerdings rechnet der Rat dabei eine "europäische Konferenz" mit Beitrittskandidaten am Vormittag des 7. Dezembers 2000 mit ein. Nach dem Archiv der Nachrichtenagentur AFP wurde der eigentliche Nizza-Gipfel jedoch erst am Nachmittag um 15.20 Uhr eröffnet. Damit ergäbe sich für Nizza bis zum damaligen Durchbruch eine Dauer von 85 Stunden. Ohne die Konferenz wäre Nizza kürzer als der Brüsseler Finanzgipfel.
"Außergewöhnliche Ereignisse, und das ist die Pandemie, die uns alle erreicht hat, erfordern auch außergewöhnliche neue Methoden", sagte Kanzlerin Angela Merkel. Es hat dann auch außergewöhnlich lange gedauert."
In Nizza hatten die Staats- und Regierungschef einen neuen EU-Vertrag ausgehandelt, der ein weiteres Zusammenwachsen Europas ermöglichte. So wurden die Weichen für die Aufnahme von den damals noch nicht zur EU gehörenden Ländern Mittel- und Osteuropas sowie von Malta und Zypern gestellt.
Für Deutschland hatte an dem Gipfel der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder teilgenommen. Gastgeber war Jacques Chirac. Gestritten wurde damals vor allem lange über die künftige Stimmengewichtung im EU-Ministerrat. Die neue Vereinbarung führte dazu, dass stärker bevölkerte Länder mehr Gewicht bekamen. Damals hatte die EU erst 15 Mitglieder.