Nach Machtübernahme der Taliban EU-Staaten wollen rund 40.000 Menschen aus Afghanistan aufnehmen

Hungersnot und Hinrichtungen: Die Menschenrechtslage in Afghanistan verschlechtert sich zusehends. Die EU verspricht nun, besonders Schutzbedürftige aufzunehmen. Andere sollen Hilfe in der Region finden.
EU-Innenministerin Ylva Johansson: Aufnahme der Menschen soll durch EU-Mittel kofinanziert werden

EU-Innenministerin Ylva Johansson: Aufnahme der Menschen soll durch EU-Mittel kofinanziert werden

Foto: OLIVIER HOSLET / EPA

Die Lage in Afghanistan ist seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August dramatisch. Deutschland und 14 weitere EU-Staaten beabsichtigen deswegen rund 40.000 besonders schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Diese Zahl gab EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag nach einer Sitzung der EU-Innenminister bekannt. Einem Schreiben von Johansson an die beteiligten Innenministerinnen und -minister zufolge ist allein Deutschland bereit, 25.000 Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen.

In den vergangenen Monaten haben die EU-Staaten nach Angaben der Kommission bereits rund 28.000 Menschen aus dem Land evakuiert. Die nun genannten 40.000 kommen demnach hinzu. Dem Johansson-Brief zufolge gibt es ganz konkret 38.146 Zusagen.

Zwei Drittel der Aufnahme-Plätze für Afghanen

In dem Schreiben, das der dpa vorliegt, ist insgesamt von 60.000 zugesagten Aufnahme-Plätzen der EU-Länder für 2021 und 2022 die Rede. Allerdings gilt diese Zahl nicht nur für Afghanistan. Rund zwei Drittel davon seien für den Schutz von Afghanen, schreibt Johansson. Die Aufnahme der Menschen wird aus EU-Mitteln kofinanziert.

Die EU-Staaten hatten nach der Machtübernahme der Taliban Ende August beschlossen, vorerst keine konkreten Zusagen zur Aufnahme von Menschen aus Afghanistan zu machen. So sollten Anreize zur illegalen Migration vermieden werden. Stattdessen solle sichergestellt werden, dass notleidende Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft Afghanistans angemessen Schutz erhalten, hieß es damals.

Das Land leidet unter einer der schwersten Dürren der vergangenen zwei Jahrzehnte. Die Wirtschaft war bereits angeschlagen, bevor die Taliban an die Macht kamen und befindet sich nun im freien Fall. Der Uno zufolge hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend zu essen. Weibliche Opfer von Gewalt bekommen Amnesty International zufolge kaum noch Hilfe. Viele Menschen fürchten Vergeltungsmaßnahmen der Taliban und versuchen zu fliehen.

muk/dpa
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