Linkskandidat Ex-Guerillakämpfer Gustavo Petro gewinnt erste Wahlrunde in Kolumbien

Gustavo Petro im Wahlkampf
Foto: Mauricio Duenas Castaneda / EPAErstmals in der Geschichte Kolumbiens könnte mit Gustavo Petro ein linker Ex-Guerillero Präsident werden. Er hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Kolumbien klar gewonnen.
Petro kam auf 40,3 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde am Sonntag (Ortszeit) nach der vorläufigen Auszählung fast aller Wahllokale mitteilte. Der parteilose Unternehmer Rodolfo Hernández kam demnach auf 28,1 Prozent. Die beiden stärksten Bewerber treffen am 19. Juni in der Stichwahl aufeinander.
Setzt sich Petro auch in der zweiten Runde durch, würde er in den Regierungspalast Casa de Nariño in Bogotá einziehen. Kolumbien ist traditionell konservativ geprägt. Zwar ist die soziale Ungleichheit enorm, bislang war linke Politik durch die Gewalt der Guerillagruppen im jahrzehntelangen Bürgerkrieg allerdings stets diskreditiert.
Der millionenschwere Bauunternehmer Hernández ist zwar Bürgermeister der Großstadt Bucaramanga, verfügt aber über wenig Beziehungen im politischen Bogotá. Der Populist verspricht im Falle eines Wahlsiegs eine schlanke Regierung und einen entschlossenen Kampf gegen die Korruption. Der derzeitige konservative Staatschef Iván Duque durfte nicht mehr antreten, weil die Verfassung eine Wiederwahl nicht vorsieht.
Herrschende Elite fürchtet den Linksruck
Zum ersten Mal in der über 200 Jahre alten Geschichte des südamerikanischen Landes könnte also die Linke an die Macht kommen. Eine reformierte, gemäßigte Linke zwar, wie Petro nicht müde wird zu betonen. Aber für die herrschende Elite ist es dennoch ein Schreckensszenario.
In seiner Jugend gehörte Petro einer Guerillabewegung an, zur Vizekandidatin hat er Francia Márquez berufen, eine schwarze Bürgerrechtlerin und Vorkämpferin für Frauenrechte und Umweltschutz. Im konservativen Kolumbien käme ihr Sieg einer Revolution gleich.
Kolumbien litt über Jahrzehnte unter einem blutigen Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und staatlichen Sicherheitskräften. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die Regierung einen Friedensvertrag mit der linken Farc-Guerilla, die Hoffnung auf einen Aufschwung war groß. Doch die Gewalt ist vor allem in ländlichen Gebieten zurück. 300.000 Polizisten und Soldaten waren am Sonntag im Einsatz, um Wähler, Wahlhelfer und Kandidaten zu schützen.