Noida, Indien
Die Arbeit von Yogendra Tundre und seiner Frau Lata wäre bereits bei milden Temperaturen hart – doch in Noida bei Neu-Delhi herrschen mehr als 40 Grad Celsius.
Yogendra Tundre, Bauarbeiter
»Es gibt eine Menge Probleme. Unsere Arbeitseffizienz hat wegen der hohen Temperaturen abgenommen. Früher konnten wir ein Mauerwerk von 100 Fuß Länge bauen, jetzt schaffen wir nur noch 70 Fuß. Unsere Bauunternehmer schimpfen uns oft deswegen aus. Außerdem ist unser Körper geschwächt, so dass wir uns ein bis zwei Tage lang ausruhen müssen. Das sind die Probleme. Die Hitze ist zu groß, aber wenn wir nicht arbeiten, was sollen wir dann essen? Ein paar Tage lang arbeiten wir, und dann sitzen wir wegen Müdigkeit und Hitze ein paar Tage lang untätig herum.«
Die Menschen in Indien leiden seit Wochen unter extremer Hitze, der vergangene März war der heißeste seit hundert Jahren. Ereignisse wie dieses treten wegen der Klimakrise häufiger auf als früher, sagen Forschende, etwa vom Imperial College in London. Für Menschen wie die Tundres wird das Wetter zum Gesundheitsrisiko.
Lata Tundre
»Wegen der Hitze gehe ich manchmal nicht zur Arbeit. Ich nehme mir Tage frei. Oft werde ich durch die Dehydrierung krank und brauche eine intravenöse Glucoselösung.«
Und die Kosten für den dafür notwendigen Arztbesuch hätten sich mehr als verdoppelt berichtet Tundre.
Neu-Delhi, Indien
Auch in der Landwirtschaft schuften in Indien derzeit viele Menschen unter extremen Bedingungen.
Kamlesh, Anwohnerin
»An den vergangenen zwei, drei Tagen war die Hitze extrem. Sobald man den Fuß auf den Boden setzt spürt man, wie er die Wärme abstrahlt.«
Auch hier können sich die wenigsten Menschen leisten, einen Tag zu Hause zu bleiben. Das Wetter hat zudem Auswirkungen auf den globalen Getreidehandel. Da die Weizenernte schlechter ausfallen wird als erwartet, hat Indien einen Ausfuhrstopp für das Brotgetreide verhängt. Der Weltmarktpreis für Weizen stieg daraufhin auf ein Rekordhoch. Indien hatte ursprünglich angekündigt, die durch den Ukrainekrieg entstandenen weltweiten Versorgungsengpässe lindern zu können. Doch nun hat die Versorgung der eigenen Bevölkerung Vorrang.
25 Menschen sind bislang in Indien an einem Hitzschlag gestorben, . Männer im Alter von 30 bis 45 Jahren sind dabei besonders betroffen. Arbeitsschutzgesetze für Menschen wie das Ehepaar Tundre gibt es nicht. Und auch nach der Arbeit wartet keine Abkühlung auf die Bauarbeiter.
Yogendra Tundre, Bauarbeiter
»Es ist sehr heiß hier. Wie kann man hier friedlich leben? Hier kann man sich nicht ausruhen. Hier gibt es nur Schmerz und Elend. Wir kommen gegen 17 Uhr von der Arbeit, aber es ist so heiß hier, es gibt ein Blechdach, das extrem heiß wird, wir kommen hierher und es ist zu heiß, also ist es sehr hart. Hier gibt es nur Probleme und Probleme.«