Farbaktion am Palazzo Vecchio Bürgermeister von Florenz geht Klimaaktivisten an

Aktivisten der italienischen »Letzten Generation« besprühen den berühmten Palazzo Vecchio in Florenz mit Farbe – dann springt Bürgermeister Nardella über eine Hecke und unterbindet die Aktion. Das Netz feiert ihn.
Sprühaktion am Palazzo Vecchio in Florenz: Links in Lederjacke Bürgermeister Nardella beim Tackling eines Aktivisten

Sprühaktion am Palazzo Vecchio in Florenz: Links in Lederjacke Bürgermeister Nardella beim Tackling eines Aktivisten

Foto: Ultima Generazione / dpa

Klimaaktivisten der Gruppe »Ultima Generazione«, »Letzte Generation«, haben die Fassade des berühmten Palazzo Vecchio in Florenz mit Farbe besprüht. Die Aktion am Freitagmorgen dauerte jedoch offenbar nur wenige Minuten. Zwei Aktivisten sprühten mithilfe von Feuerlöschern orangefarbene und abwaschbare Farbe an die Fassade des mittelalterlichen Bauwerks.

Auf Twitter-Videos ist zu sehen, was dann geschah : Zwei Sicherheitskräfte eilen herbei, aber auch ein Mann in brauner Lederjacke springt über eine Hecke aus Grünpflanzen in Terrakottatöpfen und stoppt einen Aktivisten. Er schlingt seine Hände um den Mann und zieht ihn von der Mauer weg . »Fermati! Ma che cazzo fai!«, brüllt er, Hör auf! Was, verdammt noch mal, machst du da?

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Der aufgebrachte Mann in der Lederjacke ist niemand Geringeres als der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella.

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Dass Nardella vor Ort war, beruht offenbar auf einem Zufall. Der Bürgermeister war gerade dabei, auf der Piazza della Signoria vor dem Palazzo Vecchio (der nicht nur ein Museum, sondern auch das Rathaus beherbergt) ein Video aufzunehmen. Der italienische Telegram-Newskanal Ultimora.net hat den Clip auf Twitter veröffentlicht : Nardella schwärmt von der Piazza, sie sei ein großes Freiluftmuseum, kostenlos, offen für alle… Dann dreht er sich um, sieht die Sprühaktion und rennt los:

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Auf Social Media bekommt Nardella für sein Einschreiten Applaus. »Legendär« wird der Einsatz genannt, Nardella müsse Bürgermeister auf Lebenszeit werden. Ein User lobt das »großartige Tackling«, ein anderer fordert den Videobeweis, um herauszufinden, ob alles regulär gewesen sei. In mehreren Tweets wird gefordert, Nardella für die Rugby-Nationalmannschaft aufzustellen.

Der Bürgermeister selbst fand das alles ganz und gar nicht lustig. Er beteiligte sich an den Putzarbeiten und kletterte dafür unter anderem auf ein Gerüst, um die Farbe mit einer Bürste und einem Hochdruckreiniger zu beseitigen. Auf Twitter verurteilte er  später die Aktion. Es sei ein »Angriff auf Kunst, Kultur und Schönheit« gewesen, die wehrlos gegenüber solchen Attacken seien – und das falsche Ziel. Auch eine noch so nachvollziehbare Sache rechtfertige nicht eine solche Aktion.

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Zum Reinigen des Palastes hätten zudem 5000 Liter Wasser verwendet werden müssen, schreibt Nardella in einem zweiten Tweet , »apropos Umwelt und Dürre«. Im vergangenen Jahr litt Norditalien unter großer Hitze und Trockenheit .

Die Gruppe »Ultima Generazione« wehrte sich in einem Tweet  gegen die Kritik. Es sei besser, als Vandalen abgestempelt zu werden, als »passiv die Entscheidungen von Regierungen zu akzeptieren, die nicht über die fünf Jahre ihres Mandats hinaussehen und Tag für Tag die Verurteilung der jüngeren Generationen unterschreiben«.

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Die Aktion richtete sich nach Angaben der Gruppe gegen die Klimapolitik der italienischen Regierung, die aus ihrer Sicht zu wenig für den Klimaschutz mache und wichtige Weichenstellungen im Kampf gegen den Klimawandel verpasse. Der Palast sei nach der Farbattacke noch immer derselbe, aber »diejenigen, die ihn heute bewohnen, haben die Vision der Verantwortung für die Zukunft ihrer Gemeinschaft verloren«, hieß es in einer Stellungnahme.

Der Palazzo Vecchio ist eines der bedeutendsten Bauwerke der toskanischen Stadt Florenz. Der Palast wurde im 14. Jahrhundert gebaut und diente ursprünglich als Sitz des florentinischen Stadtparlaments. Im 19. Jahrhundert war er zudem für einige Jahre Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer. Heute befinden sich in dem Gebäude das Kindermuseum von Florenz (Museo dei Ragazzi), die Büros der Gemeindeverwaltung sowie der prunkvolle Saal der Fünfhundert.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Nardella sei über eine Hecke gehechtet und habe sich auf einen Aktivisten geworfen. Tatsächlich sprang er über die Hecke und ging einen Aktivisten an. Wir haben die Passagen präzisiert.

mgo/dpa
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