Nachtaufnahmen von einem Strand in der Nähe der nordfranzösischen Gemeinde Wimereux: Die französische Polizei ist auf der Suche nach Migranten, um sie von ihrem gefährlichen Plan abzuhalten, den Ärmelkanal illegal und in kaum seetüchtigen Booten zu überqueren. Sobald sich eine günstige Gelegenheit bietet, versucht es eine große Gruppe von Migranten dann doch.
Reporter: »Wohin fahrt ihr jetzt?«
Flüchtlinge: »Nach Großbritannien.«
Immer wieder machen sich Menschen auf in Richtung britischer Küste – in überfüllten Booten und bei winterlicher Kälte. Ob diese Gruppe es über die vielbefahrene Schifffahrtsstraße geschafft hat, ist unbekannt. Am selben Tag starben 27 Menschen im Ärmelkanal, weil ihr Boot gekentert war.
In einem provisorischen Lager in der nordfranzösischen Gemeinde Loon-Plage zwischen Calais und Dünkirchen wärmen sich andere Flüchtlinge am vergangenen Wochenende an kleinen Feuern. Viele von ihnen sind vor Armut und Krieg aus Afghanistan und dem Irak geflohen. Helfer verteilen Kleidung, warmes Essen und Getränke oder verarzten Wunden, die sie sich auf langen Märschen durch die Kälte zugezogen haben.
Pascaline Delaby, NGO »Salam«: »Sie haben nichts, keinen Schlafplatz, kein Dach über ihrem Kopf, keine Duschen oder Toiletten. Es ist sehr kalt, und es regnet. Einige schlafen hier nur mit Decken. Vor einer Woche bin ich um 9 Uhr morgens hier angekommen, und einige Personen schliefen im Regen nur in eine Decke eingehüllt, sonst nichts.«
Neu sei, dass die Menschen nun auch im Winter fliehen. Die ehrenamtlichen Helfer machen sich Sorgen, dass sie in der Kälte eine Lungenentzündung bekommen. Französische Beamte hatten vor Kurzem ein Camp im Nachbarort räumen lassen, um die Migranten davor abzuschrecken, den Weg über den Ärmelkanal zu suchen.
Kaiwan Khoshnow, irakischer Flüchtling: »Wir sind wie eine große Familie. Freunde hier sind wie Familienmitglieder. Deshalb bitten uns auch ihre Familien um Hilfe. Sie schreiben uns die ganze Zeit: Was macht ihr? W as habt ihr vor? Und sagen: Bleibt dort, geht nicht weg. Wir warten darauf, was Frankreich und Großbritannien für uns tun können. Wir haben Angst, deshalb bleiben wir hier. Hätten wir keine Angst, würden wir das Boot nehmen.«
Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland haben nach einem Krisentreffen am Sonntag nun einen härteren Kampf gegen Schleuser verkündet. Ab 1. Dezember soll ein Flugzeug der EU-Grenzschutzbehörde Frontex die Küste des Ärmelkanals überwachen, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU ist es für die Briten schwieriger geworden, die Ankömmlinge in EU-Länder zurückzubringen. Knapp 32.000 Menschen haben nach französischen Angaben seit Jahresbeginn die gefährliche Überfahrt versucht.