Geflüchtete an ungarischer Grenze »Manchmal habe ich etwas zu essen«

Im serbischen Dorf Majdan, direkt an der Grenze zu Ungarn und Rumänien, harren rund 450 Migranten vor den Toren der EU aus – oft ohne Chance auf ein Asylverfahren. Ein EuGH-Urteil könnte dies nun ändern.

Mahmood, Geflüchteter aus Syrien 

»Ich wohne jetzt etwa einen Monat hier. Ich bin hier ohne Dusche, ohne alles. Manchmal habe ich etwas zu essen.« 

Keine Dusche, keine Heizung und nur ab und an eine Mahlzeit – vor einem Monat endete Mahmoods Flucht aus Syrien vorerst in diesem leerstehenden Haus, die ungarische und die rumänische Grenze in Sichtweite, doch kaum überwindbar. Hier im serbischen Dorf Majdan harren etwa 450 Migranten mit der Hoffnung auf Asyl in der EU aus. Viele haben einen Grenzübertritt bereits erfolglos versucht. 

Farhadi, Geflüchteter aus Marokko  

»(Ich werde) nach Europa gehen. Aber (in welches Land) weiß ich nicht. Wir haben es von Rumänien, Ungarn, Kroatien oder Bosnien aus versucht, aber wir haben so viele Probleme. Das ist die Wahrheit.« 

Seitdem die sogenannte Balkanroute geschlossen wurde und Ungarn einen Grenzzaun zu Serbien errichtet hat, kommen weniger Geflüchtete über die Route. Diejenigen, die es trotzdem bis hier schaffen, stranden oft in Orten wie Majdan. Die Einwohnerzahl des Dorfes hat sich durch die Neuankömmlinge fast vervierfacht – für die Anwohner ein Stresstest. 

Abraham Rudolf, Anwohner 

»In der Nacht laufen Hunderte von ihnen herum. Selbst wenn man in seinem eigenen Haus ist, (es fühlt sich an, als ob) sie  in der Wohnung wären.« 

Verica Vas, Örtliche Behörde  

»Wir haben normalerweise keine Probleme mit ihnen. Was ihr Verhalten angeht, so sind sie ganz normale Menschen, soweit wir das sehen können. Aber sie sind obdachlos und müssen irgendwo schlafen, also brechen sie in alte verlassene Häuser ein, manchmal auch in neuere und bleiben dort.« 

Orte wie Majdan gibt es viele an der EU-Grenze: Etwa 6.000 Geflüchtete halten sich zurzeit in Serbien auf. Einen Antrag auf Asyl können sie derzeit nur in den ungarischen Botschaften in Kiew oder Budapest beantragen – dagegen klagt die EU-Kommission: sie sieht den Zugang zu einem Asylverfahren so nicht gewährleistet. In einem anderen Verfahren urteilte der Europäische Gerichtshof am Mittwoch, es sei unzulässig, dass Ungarn illegal im Land befindliche Migranten abschiebe, ohne den Einzelfall zu prüfen. Oft würden sie von Polizisten unter Zwang hinter einen Zaun gebracht, von dem aus der einzige Weg Richtung Serbien führt. Ungarn muss nun seine Asylpraxis anpassen und so womöglich auch neue Perspektiven für die Menschen in Majdan schaffen. 

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren