Anti-Rassismus-Proteste in Frankreich Macron will historische Statuen nicht abmontieren

Bei den weltweiten Protesten nach dem Tod von George Floyd geraten mutmaßlich rassistische Denkmäler in den Fokus. Frankreichs Präsident Macron will jedoch "keine Spur und keinen Namen der Geschichte" löschen.
Macron bei Fernsehansprache: "Die Republik wird keine Namen aus ihrer Geschichte löschen"

Macron bei Fernsehansprache: "Die Republik wird keine Namen aus ihrer Geschichte löschen"

Foto: BENOIT TESSIER/ REUTERS

Emmanuel Macron hat vor dem Hintergrund der Proteste der "Black Lives Matter"-Bewegung angekündigt, unerbittlich gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen vorzugehen. Das Entfernen historischer Denkmäler, etwa aus der Kolonialzeit, lehnt der französische Präsident jedoch ab.

"Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen. Die Republik wird keine Statuen abbauen", sagte Macron in einer Fernsehansprache. Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA hatten auch in Frankreich viele Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Erst am Samstag waren Tausende in Paris auf die Straße gegangen.

In Großbritannien hatten Demonstranten daraufhin auch historische Statuen angegriffen. In Bristol wurde beispielsweise die Statue eines britischen Sklavenhändlers von einem Sockel geholt und ins Hafenbecken geworfen, in Liverpool wurden Straßenschilder in der durch die Beatles weltberühmt gewordenen Penny Lane übermalt. Ob der Namensgeber tatsächlich mit Sklaven Geld verdiente, ist jedoch nicht geklärt.

In Paris hatte die Schwester des 2016 bei einer Festnahme gestorbenen Adama Traoré zu den Protesten aufgerufen. Sie verglich den Fall ihres Bruders mit dem gewaltsamen Tod Floyds in den USA.

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Macron will Lockerungen von Corona-Maßnahmen beschleunigen

Außerdem äußerte sich Macron bei der Fernsehansprache zu weiteren Schritten bei der Aufhebung der Corona-Beschränkungen. So könnten Restaurants und Cafés im Großraum Paris schon vom Montag an wieder komplett öffnen, sagte Macron. Bisher wurde mit einer Normalisierung in der Gastronomie frühestens zum 22. Juni gerechnet. Derzeit darf in der Hauptstadtregion nur auf Außenterrassen von Lokalen gegessen und getrunken werden.

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus habe sich in Frankreich so stark verlangsamt, dass nun das ganze Land wieder zur "grünen" Zone werde, sagte Macron. "Von morgen an können wir das Kapitel der ersten Phase der Krise schließen, die wir durchmachen." Der Präsident rief gleichzeitig seine Landsleute zur Einheit auf, um den Wiederaufbau im Land zu meistern.

Die Einigung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf ein Corona-Rettungspaket für die EU nannte Macron einen "historischen Wendepunkt". Auch Frankreich selbst habe einen "beispiellosen" Notfallplan für die Automobil-, Luftfahrt- und Tourismusbranche auf den Weg gebracht. Nun müsse es darum gehen, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Dafür solle es "massive Investitionen" zugunsten von jungen Menschen geben.

Junge Menschen sollen auch von einer weiteren Lockerungsmaßnahme der Regierung profitieren: Laut Macron sollen viele Schulen vom 22. Juni an wieder für alle Schüler öffnen. In Frankreich beginnen in der Regel allerdings Anfang Juli die Sommerferien. Steuererhöhungen solle es nicht geben, um die Kosten der Krise zu bewältigen, sagte der Präsident. Der Staat kämpfe mit rund 500 Milliarden Euro gegen die Krise.

Frankreich ist mit über 29.000 Toten besonders stark von der Pandemie betroffen. Laut Industriestaatenorganisation OECD könnte die französische Wirtschaft 2020 im schlimmsten Fall um über 14 Prozent schrumpfen. Macron hatte bereits angekündigt, insbesondere die französische Autoindustrie stützen zu wollen.

fek/dpa/Reuters/AFP
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