Protest gegen Polizeigewalt Empörung in Frankreich nach schwerer Verletzung eines Fotografen

Erste Hilfe für den verletzten Fotografen bei den Pariser Protesten gegen das neue Polizeigesetz
Foto: GABRIELLE CEZARD / AFPMedien und Aktivisten haben empört auf die schwere Verletzung des freien Fotografen Ameer al-Halbi am Rande der eskalierten Proteste gegen Polizeigewalt am Samstag in Paris reagiert. Die Nachrichtenagentur AFP, für die der Fotograf unter anderem tätig ist, forderte am Sonntag polizeiliche Ermittlungen zu dem Fall. Nun hat die Polizei binnen 24 Stunden eine interne Untersuchung des Vorfalls gestartet, berichtet die Zeitung »Le Monde« .
Der aus Syrien stammende Fotograf hatte am Vortag über die Proteste auf dem Pariser Bastille-Platz berichtet, als er nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) mit einem »Schlagstock der Polizei« schwer im Gesicht verletzt wurde.
Nach Angaben des Bilderchefs der französischen Fotozeitschrift »Polka Magazine«, für die al-Halbi ebenfalls arbeitet, wurde der Fotograf unter anderem wegen eines Nasenbruchs und Verletzungen an der Stirn im Krankenhaus behandelt. Auf AFP-Fotos wirkt der 24-Jährige schwer mitgenommen, sein Kopf verschwindet größtenteils unter Bandagen.

Protest gegen Polizeigesetz - Randale in Paris
AFP-Informationsdirektor Phil Chetwynd zeigte sich »schockiert« über die Verletzungen des Kollegen und verurteilte die Gewalt, die der Fotograf nicht provoziert habe. »Polka«-Chef Alain Genestar wies darauf hin, dass al-Halbi deutlich als Pressefotograf zu erkennen gewesen sei. RSF-Generalsekretär Christophe Deloire kritisierte die Polizei für die »inakzeptable« Gewalt.
Der aus Syrien stammende Fotograf wurde schon mehrfach für seine Fotos ausgezeichnet. Für Aufsehen sorgten vor allem seine Bilder aus seiner Heimatstadt Aleppo, mit denen er eindringlich das Leid des Syrienkonflikts dokumentierte.
Aleppo-Kriegserinnerungen in Paris
Al-Halbi sagte, er habe einen »schweren Schock« erlitten, als er zwei Stunden verletzt zwischen Demonstranten und der Polizei gefangen gewesen sei. Die Polizei habe sich stundenlang geweigert, ihn für eine Behandlung im Krankenhaus durchzulassen: »In dem Moment machten sich die Bilder aus Aleppo wieder in meinem Kopf breit.«
Als er 15 Jahre alt gewesen sei, habe er in Syrien schon einmal mit zwei Schussverletzungen an der Hand in einer Demonstration festgesteckt, berichtete der Fotograf. Diese Vergangenheit habe am Samstag wie ein heftiger Schmerz seinen Kopf durchdrungen. Inzwischen gehe es ihm aber wieder besser.
Die Proteste in Paris und vielen anderen Städten richteten sich gegen ein geplantes Polizeigesetz, mit dem die französische Regierung bestimmte Foto- oder Filmaufnahmen von Polizisten unter Strafe stellen will. Angefacht wurden sie von neuen Fällen von Polizeigewalt, die in den vergangenen Tagen durch Videoaufnahmen bekannt geworden waren und landesweit für Entsetzen gesorgt hatten.