Wahlkampf in Frankreich Fans des rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten Zemmour prügeln in Paris auf Aktivisten ein

Bei einer Veranstaltung des rechtsradikalen Publizisten Éric Zemmour sind Anhänger auf linke Aktivisten losgegangen – es kam zu Tumulten, Stühle flogen durch den Saal. Auch Zemmour wurde leicht verletzt.
Schlägerei am Rande der Wahlkampfveranstaltung von Éric Zemmour

Schlägerei am Rande der Wahlkampfveranstaltung von Éric Zemmour

Foto: COLIN BERTIER; AURELIA MOUSSLY; LAURA DIAB / AFP

Der extrem rechte Publizist Éric Zemmour möchte bei der französischen Präsidentenwahl im April 2022 antreten. Nun ist es bei einer Wahlkampfveranstaltung bei Paris zu Tumulten und Protesten gekommen, Zemmour selbst wurde dabei laut Angaben seines Teams leicht verletzt.

DER SPIEGEL

Wie ein Mitarbeiter des französischen Präsidentschaftskandidaten der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag sagte, habe der 63-Jährige eine Verletzung am Handgelenk erlitten, als ein Mann ihn auf dem Weg zur Bühne gewaltsam packte. Nach dem Vorfall ließ sich Zemmour dennoch von Tausenden Anhängern feiern.

Gegner des rechten Kandidaten strömten am Sonntag vor die Veranstaltungshalle in Villepinte, wo ein Polizeiaufgebot Gegendemonstranten auf Abstand hielt, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Mehr als 10.000 Anhänger des Extremisten versammelten sich in der Messehalle, wo Zemmour den Namen seiner neuen Bewegung »Reconquête« (Wiedereroberung) bekannt gab. Frankreich stehe am Abgrund und die Franzosen seien in ihrer Existenz bedroht, ein »Kampf größer als wir« sei zur Rettung nötig, sagte Zemmour.

Der Publizist vertritt teils extrem migrationsfeindliche und nationalistische Positionen. Zweimal wurde er bereits wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt.

»Ihr seid heute 15.000«

»Wenn ich gewinne, wird dies der Beginn der Rückeroberung des schönsten Landes der Welt sein«, versprach Zemmour. »Ihr seid heute 15.000«, rief Zemmour der jubelnden Menge zu. »15.000 Franzosen, die der politischen Korrektheit, den Drohungen der Linksextremen und dem Hass der Medien getrotzt haben.«

Zu Gewalt in der Halle kam es bei einer Protestaktion von Aktivistinnen und Aktivisten der Organisation »SOS Racisme«. Diese standen in der Halle auf und hatten dabei T-Shirts mit der Aufschrift »Nein zum Rassismus« an. Daraufhin wurden sie nach Angaben von AFP-Korrespondenten geschlagen. Videobilder zeigten tumultartige Szenen, bei den Fäuste und Stühle flogen und die Gegendemonstranten herausgedrängt wurden. Zwei von ihnen bluteten, als sie aus der Halle geführt wurden.

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»Wir wollten einen gewaltfreien Protest veranstalten«, sagte Aline Kremer, die die Aktion organisiert hatte, der AFP. »Die Leute stürzten sich auf sie und schlugen auf sie ein.« Auch das Team einer kritischen TV-Sendung wurde ausgebuht und von Sicherheitskräften aus der Halle geholt. Vor der Halle gab es eine Demonstration gegen Zemmour.

»Es ist wichtig zu zeigen, dass wir nicht zulassen, dass der Faschismus an Boden gewinnt«

Auch in Paris protestierten nach Angaben der Präfektur rund 2200 Menschen gegen Zemmour, dem sie Rassismus vorwarfen. Zu der Demonstration hatte ein Bündnis aus Dutzenden Gewerkschaften, Parteien und Verbänden aufgerufen. Die Organisatoren sprachen von 10.000 Teilnehmern. »Es ist wichtig zu zeigen, dass wir nicht zulassen, dass der Faschismus an Boden gewinnt«, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Solidaires.

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Zemmour mischt seit Wochen den Vorwahlkampf in Frankreich auf. Dem früheren Journalisten, der aus einer algerisch-jüdischen Familie stammt, werden Chancen eingeräumt, es anstelle der Rechtspopulistin Marine Le Pen in die Stichwahl gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron zu schaffen. In den Umfragen hatte er Le Pen, die 2017 in der Stichwahl Macron unterlag, zeitweise überholt. Zuletzt geriet seine Kampagne aber ins Stocken.

mrc/dpa/AFP
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