Freundin von Roman Protassewitsch Ermittlungen gegen Sofja Sapega sollen in Belarus stattfinden

Protest zur Freilassung Sofja Sapegas in der vorigen Woche in München
Foto: Sachelle Babbar / ddp/ZUMABelarus und Russland haben sich auf den weiteren Umgang mit der festgesetzten Freundin des oppositionellen Bloggers Roman Protassewitsch verständigt. Wie die Nachrichtenagenturen Belta und Tass übereinstimmend berichteten, sollen die Ermittlungen gegen Sofja Sapega in Belarus stattfinden. Derzeit sitzt Sapega wie auch Protassewitsch in Minsk in Haft.
Das Vorgehen wurde demnach zwischen dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin abgestimmt. »Die Ermittlungen gegen beide Personen werden in Belarus geführt«, sagte Lukaschenko laut Belta und verwies auf ein Treffen der beiden Regierungschefs in der vergangenen Woche. »Das kann nicht verändert werden.«
Angebliche Anstiftung zum Hass
Sapega ist 23 Jahre alt und russische Staatsbürgerin. Sie war gemeinsam mit Protassewitsch an Bord einer Ryanair-Maschine von Athen nach Vilnius. Belarus hatte die Maschine jedoch unter dem Vorwand einer Bombendrohung zur Landung in Minsk gezwungen und das Paar dort festgenommen. Die Bombendrohung stellte sich später als falsch heraus.
Was genau die Behörden Sapega konkret vorwerfen, war tagelang nicht klar – außer, dass sie die Freundin eines entschiedenen Kritikers von Lukaschenko ist. Am vergangenen Donnerstag wurde sie nun zur Verdächtigen erklärt – wegen angeblicher Anstiftung zu Hass. Darauf stehen bis zu zwölf Jahre Gefängnis in Belarus.
In einem Video, das ein regimetreuer Kanal auf dem Messengerdienst Telegram vergangene Woche veröffentlicht hat, erklärte Sapega, Redakteurin eines oppositionellen Telegram-Kanals zu sein, der persönliche Daten von Mitgliedern des belarussischen Sicherheitsapparats veröffentlicht. Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass sie für die Aufnahme unter Druck gesetzt worden war.
Oppositioneller Aktivist verletzt sich bei Gerichtsprozess selbst
Aufsehen erregte am Dienstag auch der belarussische Aktivist Stsiapan Latypau. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, fügte sich Latypau bei einem Prozess in Minsk mit einem Stift schwere Verletzungen am Hals zu. Die Menschenrechtsorganisation Viasna teilte laut AP mit, Latypau sei in ein Krankenhaus gebracht und dort in ein künstliches Koma versetzt worden.
Bevor er sich die Verletzung zufügte, soll Latypau in dem Prozess ausgesagt haben, dass er von den Ermittlern massiv unter Druck gesetzt wurde. Man habe ihm gedroht, dass weitere Verfahren gegen seine Verwandten und Bekannten eröffnet würden, wenn er sich nicht schuldig bekenne, berichtete AP.
Latypau wird vorgeworfen, Aktionen gegen die öffentliche Ordnung organisiert, Widerstand gegen die Polizei geleistet und andere Vergehen begangen zu haben. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.