Fußball-WM in Katar Schwere Menschenrechtsverletzungen in Fifa-Partnerhotels

Ein neuer Bericht prangert massive Menschenrechtsverstöße in Partnerhotels der Fußball-WM in Katar an. Arbeitsmigrantinnen und -migranten schildern Fälle von Ausbeutung, Diskriminierung und sexueller Gewalt.
Arbeiter in der Stadt Doha, die sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft vorbereitet

Arbeiter in der Stadt Doha, die sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft vorbereitet

Foto: Igor Kralj / Pixsell / IMAGO
Globale Gesellschaft

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Ein Bericht untersuchte die Situation von Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus Afrika und Asien in Hotels im Fußball-WM-Gastgeberland Katar – und prangert gravierende Verstöße an. Laut dem Internationalen Forum für Arbeitnehmerrechte GLJ-ILRF und der Menschen- und Arbeitsrechtsorganisation Equidem wurden in Befragungen von Arbeitern »erhebliche Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen« dokumentiert. Der Untersuchungszeitraum lag zwischen Februar 2020 bis Juli dieses Jahres. Betroffen sind nach Angaben von GLJ-ILRF und Equidam 13 von 17 Partner-Hotels des Fußball-Weltverbandes Fifa.

In dem Bericht schildern Arbeitnehmer aus Afrika und Asien Fälle von Ausbeutung, Diskriminierung, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie von sexualisierter Gewalt. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes sei hoch. Grundrechte würden verweigert, heißt es in dem Bericht. Wer diese einfordere, müsse mit seiner Abschiebung rechnen.

Die Fifa teilte auf Anfrage mit, dass sie den Bericht genau bewerten werde. »Die Fifa akzeptiert keinerlei Missbrauch von Arbeitern durch Firmen, die in die Vorbereitung und Durchführung der WM involviert sind.« Hotels würden grundsätzlich die Verträge gekündigt, sollten sie bestimmte Mängel nicht abstellen.

Die WM findet vom 21. November bis 18. Dezember dieses Jahres in Katar statt. Der Gastgeber steht seit der Vergabe Ende 2010 wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik. Die Regierung des Emirats verweist immer wieder auf zahlreiche Reformen – insbesondere bei den Arbeitnehmerrechten.

Organisationen wie Amnesty International bemängeln seit Jahren die zahlreichen Menschenrechtsverstöße gegen Arbeitsmigranten, etwa auch beim Bau von Fußballstadien. Reformen würden allzu häufig nur unzureichend umgesetzt, sodass Tausende Menschen nach wie vor ausgebeutet und missbraucht würden. Die Fifa müsse, ihren Einfluss auf die katarischen Behörden geltend zu machen, um dem Missbrauch ein Ende zu setzen. Auch Fußballfans seien aufgefordert, ihre Stimme zu erheben.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

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abe/dpa
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