G20-Gipfel in Rom Südkoreas Präsident bittet Papst um Nordkorea-Besuch

Moon Jae In (2.v.l.), Präsident von Südkorea, spricht mit Papst Franziskus während einer Privataudienz
Foto: Vatican Media; Press Office; Vatic / dpaSüdkoreas Präsident Moon Jae In hat Papst Franziskus gebeten, Nordkorea zu besuchen. »Wenn der Papst die Gelegenheit nutzt, Nordkorea zu besuchen, wird dies ein Impuls für Frieden auf der koreanischen Halbinsel sein«, sagte Moon laut Mitteilung des Präsidentenbüros am Freitag.
Demnach soll der Papst aufgeschlossen auf die Bitte reagiert haben. Er sei »bereit zu gehen«, wenn er eine Einladung von Nordkorea erhielte, sagte Papst Franziskus laut südkoreanischem Präsidentenamt.
Neben einem möglichen Nordkorea-Besuch des Pontifex tauschten sich die beiden auch über die Coronapandemie und den globalen Klimawandel aus. Präsident Moon befindet sich seit Donnerstag in Rom, wo er auch am G20-Gipfel teilnimmt.
Bereits 2018 hatte Moon bei einem Treffen mit Papst Franziskus die Botschaft überreicht, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un das Oberhaupt der katholischen Kirche zu einem Staatsbesuch einladen wolle. Eine offizielle Einladung wurde allerdings bislang nicht ausgesprochen.
Die koreanische Halbinsel ist seit dem Koreakrieg (1950-53) in Nord und Süd geteilt. Bis heute haben die Regierungen in Seoul und Pjöngjang keinen Friedensvertrag unterzeichnet.
Nordkorea hat das Recht zur Religionsfreiheit in seiner Verfassung verankert, doch laut Menschenrechtsorganisationen verfolgt der Staat Christen und andere Gläubige vehement. Berichten nordkoreanischer Geflüchteter zufolge kann allein der Besitz einer Bibel zu mehrjährigen Strafen in einem politischen Gefangenenlager führen.
Ungewöhnlich lange Audienz mit Joe Biden
Papst Franziskus empfing außerdem US-Präsident Joe Biden im Vatikan zu einer ungewöhnlich langen Privataudienz. Nach dem rund eineinhalb Stunden langen Treffen schlossen sich politische Gespräche im erweiterten Kreis an, unter anderem mit US-Außenminister Antony Blinken, wie das Weiße Haus mitteilte. Der US-Regierung zufolge sollte es bei den Gesprächen mit Franziskus unter anderem um den Kampf gegen die Coronapandemie, den Klimawandel und die weltweite Bekämpfung der Armut gehen. Der regelmäßige Kirchgänger Biden ist erst der zweite katholische Präsident in der US-Geschichte.
Unklar blieb zunächst, ob bei den Treffen auch das umstrittene Thema Abtreibung zur Sprache kam. Bidens Regierung unterstützt das Recht auf Abtreibung, was im Widerspruch zur Position der katholischen Kirche steht. Einzelne US-Bischöfe hatten daher gefordert, Biden von der Kommunion auszuschließen. Die US-Bischofskonferenz sah sich im Juni genötigt, klarzustellen, dass kein Beschluss gefasst worden sei, um bestimmte Menschen von der Kommunion auszuschließen.
Der Papst mahnte daraufhin, Bischöfe sollten Seelsorger sein und nicht Politiker. Er habe noch niemandem die Kommunion verweigert, sagte Franziskus im September. Gleichzeitig ließ er keinen Zweifel an der Position der Kirche: Schwangerschaftsabbrüche seien »Mord«, sagte Franziskus. »Wer abtreibt, der tötet, um es klar zu sagen.«