Hochstapler im US-Kongress George Santos will Ausschussarbeit vorerst ruhen lassen

George Santos: »So viel Drama«
Foto: Shawn Thew / EPADer skandalumwitterte US-Kongressabgeordnete George Santos will vorerst seine beiden Ausschussposten aufgeben. Das habe der Republikaner seinen Parteikollegen am Dienstag bei einer nicht öffentlichen Fraktionssitzung mitgeteilt, berichteten US-Medien übereinstimmend.
»Er hatte einfach das Gefühl, dass es so viel Drama um die Situation gab«, sagte die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene nach der Sitzung dem Sender CNN. Santos bestätigte die Pläne zunächst nicht.
Der 34-Jährige war bei den Kongresswahlen im November erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt worden. Die »New York Times« nahm daraufhin Santos’ Lebenslauf unter die Lupe. So behauptete er etwa, ein »erfahrener Investor an der Wall Street« gewesen zu sein – obwohl er nie bei den genannten Unternehmen beschäftigt war. Santos wurde zudem vorgeworfen, er habe die Öffentlichkeit über seine Familiengeschichte und einen angeblichen jüdischen Hintergrund getäuscht. In einem Interview räumte der Republikaner ein, er habe seinen Lebenslauf »beschönigt«.
»Angemessene« Entscheidung
Santos ist Trump-Anhänger und gibt sich als äußerst konservativ. Zuletzt hieß es, Santos sei einst als Dragqueen aufgetreten – was nicht weiter berichtenswert wäre, wenn die Republikaner nicht in mehreren Bundesstaaten Dragshows verbieten wollten.
Auch die Justiz hat Santos mittlerweile im Visier. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm im Dezember Ermittlungen auf. Zudem soll das Justizministerium Santos Medienberichten zufolge wegen der Finanzierung seines Wahlkampfes im Blick haben.
Etliche Republikaner haben Santos bereits aufgefordert, sein Abgeordnetenmandat niederzulegen. Santos schließt das bisher aus. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hatte betont, den Fall intern regeln zu wollen. Am Montag sprach McCarthy dann mit Santos. Am Dienstag sagte McCarthy laut »New York Times« , bis Santos die Anschuldigungen aufklären könne, sei die Entscheidung angemessen.
Ein Rücktritt Santos’ wäre für die Republikaner im Repräsentantenhaus heikel. Bei den Kongresswahlen haben sie zwar die Mehrheit in der Kongresskammer errungen – allerdings ist diese hauchdünn. Sollte Santos zurücktreten, müsste es eine Neuwahl in seinem Wahlkreis geben. Es wäre nicht ausgeschlossen, dass die Demokraten den Sitz gewinnen. Die republikanische Mehrheit würde dann auf drei Sitze schmelzen. Umfragen in Santos’ Wahlbezirk zeigen, dass selbst eine große Mehrheit der Republikaner für einen Rücktritt ist.