Angst vor Corona-Infektionen Hunderte Geflüchtete demonstrieren vor Camp auf Lesbos

Ein Helfer kümmert sich im Camp Moria um einen kleinen Jungen
Foto:MANOLIS LAGOUTARIS/ AFP
Die Menschen im Lager von Moria auf der griechischen Insel Lesbos leben schon länger unter katastrophalen Bedingungen - doch seit einigen Wochen kommt die Angst vor der Corona-Pandemie hinzu. Am Mittwoch blockierten Hunderte Geflüchtete den Eingang des berüchtigten Camps.
Sie trugen Transparente mit dem Spruch: "Freiheit für alle. Wir sind Covid-19 ausgesetzt", wie der örtliche staatliche Regionalsender ERT-Nordägäis und Nachrichtenportale der Insel Lesbos übereinstimmend berichteten. Die Seenotrettungsgruppe "Iuventa10" teilte auf Twitter Fotos und Videos, die die Proteste zeigen sollen. Darauf sind Dutzende Menschen zu sehen, die im Knien oder Sitzen eine Straße blockieren. Einige tragen Mundschutz.
Frei nach @WeAreBremen "Freedom for all or no Freedom at all" #LeaveNoOneBehind pic.twitter.com/QaAnnkIi2u
— iuventa-crew (@IuventaCrew) April 22, 2020
In den vergangenen Tagen waren in drei Camps auf dem griechischen Festland zahlreiche Coronavirus-Infektionen festgestellt worden. Diese Lager wurden unter Quarantäne gestellt.
Die Proteste auf Lesbos hängen nach Angaben der örtlichen Medien mit der für Samstag geplanten Entlastung des Lagers von Moria zusammen. Dann sollen rund 1500 Geflüchtete - mehrheitlich ältere und kranke Menschen - zum griechischen Festland gebracht werden. Auch aus den Camps der Inseln Chios und Samos sollen nach Angaben der Regierung in Athen in den kommenden Tagen rund 900 Menschen zum griechischen Festland gebracht werden. Die Demonstranten sind den Berichten zufolge vor allem jüngere Menschen, die ebenfalls zum Festland gebracht werden wollen.
Bislang sind in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln keine Corona-Infektionen registriert worden. Ärzte befürchten aber, dass das nur eine Frage der Zeit ist. Die Regierung in Athen hat die Gesundheitskontrollen rund um die Lager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos mit zusätzlichem Personal und Container-Isolierstationen verstärkt. Zudem dürfen Geflüchtete die Lager nur begrenzt und mit Genehmigung der Polizei verlassen.
Aktuell halten sich rund 38.500 Geflüchtete auf den griechischen Ägäis-Inseln auf. In den vergangenen drei Monaten hatten die Behörden bereits rund 11.000 Menschen aus den völlig überbelegten Lagern auf das Festland gebracht - vor allem Kranke und Menschen, die gute Chancen auf Asyl oder Flüchtlingsschutz in der EU haben.