Nach Grenzöffnung durch Türkei Griechenland versucht, Migranten mit Gewalt zu stoppen

Grenzschützer und Migranten stoßen am Übergang bei Pazarkule aufeinander
Foto:Ismail Coskun/ dpa
An der griechisch-türkischen Grenze ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Flüchtlingen gekommen. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Blendgranaten gegen die Flüchtlinge vor. Einige bewarfen die Beamten am Grenzübergang Pazarkule in der westtürkischen Provinz Edirne mit Steinen. Tausende Menschen haben sich an dem Übergang versammelt.
Im Schlauchboot über den Grenzfluss
Von griechischer Seite hieß es, in den vergangenen Stunden sei eine organisierte, massenhafte und illegale Grenzverletzung abgewehrt worden. "Es wurden mehr als 4000 illegale Grenzüberschreitungen abgewendet", sagte Regierungssprecher Stelios Petsas im griechischen Staatsfernsehen (ERT) nach einer Krisensitzung unter Vorsitz von Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Einigen Migranten gelang es, den Grenzfluss mit Schlauchbooten zu überqueren, berichtete das Staatsfernsehen.
Dutzende Migranten, die es geschafft hatten, auf griechisches Territorium zu kommen, wurden festgenommen. Griechenland verstärke seine Kontrollen auch vor den Inseln im Osten der Ägäis mit mehr als 50 Schiffen der Küstenwache und der Kriegsmarine, sagte der Sprecher. "Wir haben gehalten und unsere Grenzen, die auch EU-Grenzen sind, beschützt", sagte der Sprecher. Griechenland sei fest entschlossen, alles zu tun, um seine und die EU-Grenze zu schützen.
Erdogan: 18.000 Menschen haben EU-Grenze passiert
Die Türkei hat nach eigenen Angaben Tausende Flüchtlinge die Grenze zur EU passieren lassen. "Wir haben die Tore gestern geöffnet", sagte Erdogan in Istanbul. Seit Freitag seien bereits 18.000 Flüchtlinge über die türkische Grenze in die EU gekommen, am Samstag könnten es bis zu 30.000 werden. Die EU habe ihre Versprechen nicht gehalten, kritisierte Erdogan.

Die Türkei hat bereits mehr als 3,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Ein Flüchtlingspakt mit der EU von 2016 sieht eigentlich vor, dass die Türkei Migranten vom Weg in die EU abhält. Aus Regierungskreisen in Athen hieß es, Erdogan instrumentalisiere die Millionen Migranten in seinem Land, um die EU zu zwingen, ihm dafür mehr Geld zu zahlen, damit er seine Politik und Militäraktion in Syrien fortsetzen könne: Die Türkei hat nach eigenen Angaben in Syriens Provinz Idlib umfassende Angriffe gestartet. Dabei sollen Anlagen zum Bau von Chemiewaffen sowie Luftabwehrsysteme und Landebahnen zerstört worden sein, nachdem bei einem Luftangriff in Idlib vor wenigen Tagen mindestens 33 türkische Soldaten getötet wurden.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonisch über das Vorgehen an der Grenze zur Türkei informiert und erklärt, Griechenland werde keinen illegalen Grenzübertritt dulden. Griechenland hat auch die Kontrollen der Meerengen zwischen den griechischen Inseln im Osten der Ägäis und der türkischen Ägäisküste verstärkt, sagte der für die Küstenwache zuständige Handelsschifffahrtsminister Ioannis Plakiotakis im Sender Skai. "Die griechischen Grenzen sind auch die Grenzen Europas."
Anders als in Griechenland sieht die Lage in Bulgarien aus, das ebenfalls eine EU-Außengrenze zur Türkei hat. "An unserer Grenze (zur Türkei) gibt es null Migration", sagte Regierungschef Boiko Borissow einem Bericht des Staatsfernsehens zufolge. Grenzpolizei-Chef Swetlan Kitschikow bekräftigte am größten bulgarisch-türkischen Grenzübergang bei Kapitan Andreewo, die Lage unterscheide sich nicht von jener der vergangenen Tage. Migranten bewegten sich zwar von Istanbul nach Westen, allerdings nicht in Richtung Bulgariens Grenze.