Hyperinflation Simbabwes größtes Krankenhaus bittet Patienten, Medikamente selbst mitzubringen

Die Wirtschaftskrise in Simbabwe hat drastische Folgen: In der Hauptstadt Harare bitten Ärzte mittlerweile darum, selbst Spritzen und Schmerzmittel zu besorgen. Die Regierung hat aber noch ganz andere Ideen.
Mitarbeiterin des Parirenyatwa-Krankenhauses während der Pandemie

Mitarbeiterin des Parirenyatwa-Krankenhauses während der Pandemie

Foto: Aaron Ufumeli / EPA-EFE
Globale Gesellschaft

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Die anhaltende Hyperinflation in Simbabwe hat offenbar immer dramatischere Folgen. Dem größten Krankenhaus in Simbabwe fehlen grundlegende Arzneimittel und medizinisches Zubehör. Es gebe »Herausforderungen bei der lebenswichtigen medizinischen Versorgung«, sagte Lenos Dhire, der Sprecher des Parirenyatwa-Krankenhauses in der Hauptstadt Harare, am Freitag.

»Patienten werden ermutigt, ihre eigene Medizin mitzubringen«, so Dhire. Dazu gehörten medizinische Hilfsmittel wie Spritzen und Verbände, aber auch Schmerztabletten.

Am Donnerstag hatte der prominente Oppositionspolitiker Tendai Biti während einer Parlamentssitzung Gesundheitsminister und Vizepräsident Constantine Chiwenga für den Kollaps des Gesundheitssektors verantwortlich gemacht. Das Land steckt seit Monaten in einer verzweifelten Lage.

Die gestiegenen Transportkosten haben inzwischen dazu geführt, dass viele Frauen zum Markt laufen anstatt Motorfahrzeuge zu benutzen

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Foto: Jekesai Njikizana / AFP

Parirenyatwa ist mit 5000 Betten und zwölf Operationssälen das größte Krankenhaus in Simbabwe. Das Land im südlichen Afrika hat rund 15 Millionen Einwohner und steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise mit Hyperinflation. Das rohstoffreiche und fruchtbare Land galt einst als Brotkammer Afrikas. Die frühere britische Kolonie wurde aber während der Amtszeit des Langzeitherrschers Robert Mugabe heruntergewirtschaftet. Auch unter Mugabes Nachfolger Emmerson Mnangagwa änderten sich die Missstände nicht. Im Juni erreichte die Inflationsrate 192 Prozent.

Wegen der anhaltenden Krise griff die Regierung in den vergangenen Monaten immer wieder zu drastischen Mitteln. Im Mai bat sie europäische Staaten um Unterstützung beim geplanten Verkauf der Elfenbeinbestände. Der internationale Handel mit Elfenbein, aus dem die Stoßzähne von Elefanten bestehen, ist seit 1989 durch ein internationales Übereinkommen untersagt. Die Regierung hoffte jedoch darauf, mithilfe einer Sondergenehmigung Elfenbein im Wert von bis zu 600 Millionen Euro veräußern zu können.

Vor wenigen Wochen kündigte die Regierung dann an, bald neue Goldmünzen in Umlauf bringen zu wollen. Sie sollen wertstabiler sein und ebenfalls neue Einnahmen generieren. Keine der Maßnahmen hat jedoch bislang geholfen, die Notlage zu verbessern.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

jpe/dpa
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