Umstrittene Pläne der Innenministerin Britische Radiologietechniker wehren sich gegen Röntgen-Alterstest für Flüchtlingskinder

Britische Innenministerin Suella Braverman: »Invasion an unserer Südküste«
Foto:Uk Parliament; Jessica Taylor / dpa
Röntgentechniker in Großbritannien stellen sich gegen einen umstrittenen Vorschlag von Innenministerin Suella Braverman zur Altersfeststellung junger Geflüchteter. Ross McGhee, Präsident der Gesellschaft der Röntgentechniker, sagte der Zeitung »The Independent «, Mitarbeitende sollten sich weigern, Tests vorzunehmen, die Risiken bergen können. Zudem sollten Beschäftigte sich auf medizinisch notwendige Untersuchungen beschränken. Alles Weitere würde zusätzlichen Druck auf ein System ausüben, das bereits »an der Belastungsgrenze« sei, wird McGhee in dem Bericht zitiert.
Braverman hatte demnach angekündigt, »robuste Kontrollen« einzuführen, um das Alter von Menschen festzustellen, die mit kleinen Booten über den Ärmelkanal setzen und an der britischen Küste landen. Damit führe sie Pläne ihrer Amtsvorgängerin Priti Patell fort. Diese hatte eine Arbeitsgruppe eingesetzt , die verschiedene Optionen der Altersfeststellung prüfen sollte, etwa Röntgenaufnahmen, Computertomografie und MRT-Bildgebung.
Röntgentechniker-Präsident Ross McGhee warnte dem »Independent« zufolge vor schweren Konsequenzen für das Gesundheitssystem. »Wir sind nicht in der Lage, genügend Leute zu rekrutieren und zu halten, um die Wartelisten abzuarbeiten. Daher ist jeder zusätzliche Druck, egal wie klein, ein zusätzlicher Druck, den wir nicht brauchen.«
Dem Bericht nach warten derzeit mehr als 184.000 Patienten in England drei Monate oder länger auf wichtige Untersuchungen. Dies habe im vergangenen Monat zu Warnungen geführt, dass diagnostische Bildgebungsdienste dem Ausfall nahe seien.
Zwischenzeitlicher Rücktritt
Suella Braverman ist eine Reizfigur in der britischen Politik. Sie war bereits Innenministerin unter Liz Truss, trat aber noch vor dieser zurück, weil sie entgegen der ministeriellen Regeln ein offizielles Dokument mit ihrer privaten E-Mail-Adresse weitergeleitet hatte. Truss’ Nachfolger Rishi Sunak holte Bravermann dann wieder ins Kabinett.
Kurz nach ihrem erneuten Amtsantritt sagte sie im britischen Parlament: »Die Menschen in Großbritannien haben ein Recht darauf zu wissen, wem es ernst damit ist, die Invasion an unserer südlichen Küste zu stoppen und wem nicht.« Man müsse aufhören so zu tun, als ob es sich bei allen Ankommenden um Flüchtlinge in Not handele.
Braverman vertritt eine extrem restriktive Politik gegenüber Geflüchteten. Unter anderem wegen ihrer Pläne für ein härteres Vorgehen bei Abschiebungen stand sie wiederholt in der Kritik. So wetterte sie im Parlament gegen »Tofu essende« Linke.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass britische Radiologen sich gegen die Röntgentests wehren. Tatsächlich sind es aber die Röntgentechniker. Auch Ross MgGhee ist nicht Präsident der Radiologenvereinigung, sondern der Röntgentechnikervereinigung. Wir haben die Stelle korrigiert.