Anerkennung von trans Menschen London will schottisches Gender-Gesetz blockieren

Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon wirft London vor, trans Menschen als »politische Waffe« zu benutzen
Foto: Lesley Martin / dpaDie konservative britische Regierung will ein schottisches Gesetz blockieren, das die Änderung des Geschlechtseintrags vereinfachen soll. Dies kündigte Schottland-Minister Alistair Jack am Montagabend der Nachrichtenagentur PA zufolge in London an. Die Regierung von Premierminister Rishi Sunak sei besorgt, dass das Vorhaben der schottischen Regionalregierung gegen britische Gleichstellungsregeln verstoße.
Mit der Neuregelung soll die Pflicht für ein medizinisches Gutachten als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags wegfallen. Das Mindestalter für einen solchen Antrag soll von 18 auf 16 gesenkt werden. Die Dauer, die eine Person in ihrer neuen Geschlechterrolle gelebt haben muss, soll von zwei Jahren auf drei Monate verkürzt werden.
Als trans Menschen (kurz für transgeschlechtliche oder transgender Menschen) werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. Der Gender Recognition Reform Bill galt als umstrittenstes Gesetzesvorhaben seit der Gründung des schottischen Regionalparlaments vor knapp 24 Jahren.
Das schottische Regionalparlament hatte im Dezember für das Gesetz gestimmt. Dieses hatte eine heftige Kontroverse ausgelöst. Kritikerinnen wie die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling fürchten, dass Männer die Regelungen ausnützen könnten, um aus sexuellen Motiven in Bereiche einzudringen, die Frauen vorbehalten sind, wie Umkleidekabinen oder Toiletten.
Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon hatte London vor einer Blockade gewarnt. Die Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP) warf der Zentralregierung vor, trans Menschen als »politische Waffe« zu benutzen. »Meiner Meinung nach gibt es keine Grundlage, dieses Gesetz anzufechten«, sagte sie in Edinburgh mit Blick auf die britische Zentralregierung. Der Konflikt dürfte die Spannungen zwischen London und Edinburgh noch verstärken.