Es ist womöglich der größte Streik in Großbritannien seit mindestens einem Jahrzehnt. Bis zu eine halbe Million Menschen haben am Mittwoch in England und Wales für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne demonstriert. Allein schätzungsweise 120.000 Lehrkräfte legten laut Gewerkschaften für einen Tag die Arbeit nieder.
Natasha de Stefano-Honey, Geschichtslehrerin:
»Obwohl ich es liebe zu lehren, ist es einfach so schwer, es ist einfach so anstrengend. Es gibt nicht genug von uns für die ganze Arbeit, die getan werden muss. Wir werden ständig dämonisiert. Es fühlt sich an, als wäre die Unterstützung manchmal nicht da. Aber ich hoffe wirklich, dass die Leute uns heute unterstützen und uns für zukünftige Streiks unterstützen werden, weil wir so hart arbeiten.«
Die Streikenden fordern unter anderem mehr Geld: Denn die Löhne halten mit der hohen Inflation in Großbritannien nicht Schritt. Laut Gewerkschaften hat es seit 2010 daher eine reale Lohnkürzung um 23 Prozent gegeben. Eine Folge: massiver Personalmangel an Schulen.
Mary Bousted, Nationale Bildungsunion: "Schulen finden keine neuen Lehrer, und andere Lehrer bleiben nicht im Beruf. Und das ist eine giftige Kombination aus Überarbeitung und Unterbezahlung. Die Lehrer machen das sehr widerwillig, keiner der Leute hinter mir will heute streiken. Aber genug ist genug. Die Dinge müssen sich ändern."
Durch die Streiks blieben nicht nur Schulen geschlossen. Viele Züge fielen aus, an Flughäfen werden Verspätungen erwartet. Auch Busfahrer, Postbeamte, Universitätsmitarbeiter und Staatsbeamte schlossen sich den Protesten an. Das Militär wurde in Bereitschaft versetzt, um bei Grenzkontrollen zu helfen. Die Gewerkschaften streiten mit der Regierung erbittert – vor allem um Lohnerhöhungen.
Mark Serwotka, Gewerkschaftsgeneralsekretär: »Sie verdienen es nicht, am Ende des Jahres ärmer zu sein als am Anfang, obwohl Sie härter arbeiten als je zuvor. Aber damit sehen wir uns konfrontiert. Wir stecken alle drin, weil wir alle eine bessere Behandlung verdienen. Und wenn die Regierung nichts dagegen unternimmt, dann werden wir mehr Tage wie heute erleben, in denen immer mehr den Gewerkschaften beitreten.«
Die gestiegenen Lebenshaltungskosten machen derzeit vielen Menschen in Großbritannien zu schaffen. Eine Ursache dafür ist der Brexit. In den nächsten Tagen wollen auch Pflegekräfte und Rettungswagenfahrer wieder streiken.