Helen Morgan nach Wahltriumph in North Shropshire »Boris Johnson, die Party ist vorbei«

Helen Morgan: Nach fast 200 Jahren konnte sie den britischen Tories den Parlamentssitz in North Shropshire abjagen
Foto: Christopher Furlong / Getty ImagesFast 200 Jahre lang war der englische Wahlkreis North Shropshire eine Hochburg der Konservativen. Nun hat die Tory-Partei bei einer Nachwahl ihren Parlamentssitz verloren. Die Liberaldemokratin Helen Morgan konnte die Wähler mit deutlicher Mehrheit überzeugen und deutet ihren Sieg als Signal für ganz Großbritannien.
»Heute Abend haben die Einwohner von North Shropshire im Namen des britischen Volkes gesprochen«, sagte sie in ihrer Rede. »Sie haben laut und deutlich gesagt: ›Boris Johnson, die Party ist vorbei‹.«
Morgan erzielte 47 Prozent der Stimmen und einen Vorsprung von fast 6000 Stimmen gegenüber dem konservativen Kandidaten. »Ihre Regierung, die von Lügen und Prahlereien geleitet wird, wird nun die Rechnung begleichen müssen«, sagte sie in Richtung des britischen Premiers Johnson.
Im ganzen Land würden Liberaldemokraten gegen Tories antreten und gewinnen, sagte Morgan weiter. Tausende langjährige Wähler der britischen Konservativen würden sich von der Partei abwenden.
Die Nachwahl in North Shropshire war angesetzt worden, weil der dortige Tory-Abgeordnete Owen Paterson nach gut 24 Jahren im Parlament wegen einer Lobbyismus-Affäre zurücktreten musste. Johnson hatte sich Anfang November in die Affäre eingeschaltet und versucht, ein Disziplinarverfahren gegen den Tory-Abgeordneten zu stoppen – musste dann aber angesichts der Empörung in den eigenen Reihen einen Rückzieher machen.
Morgan spricht Johnson Führungsqualitäten ab
Die Wahlbeteiligung lag bei nur 46,3 Prozent – weit entfernt von den 62,9 Prozent bei der Parlamentswahl im Dezember 2019. Damals hatte Paterson noch mit großer Mehrheit gewonnen.
Der Verlust des Mandats an die europafreundlichen Liberaldemokraten erhöht den Druck auf den Premierminister weiter. Johnson war vor zwei Jahren mit seinem Versprechen gewählt worden, den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, in die Tat umzusetzen.
Johnson und seine Regierung werden wegen einer Parteispenden-Affäre und mutmaßlicher Verstöße gegen die selbst verordneten Coronaregeln in der Öffentlichkeit und auch in den eigenen Reihen scharf kritisiert. Insbesondere Berichte über eine Weihnachtsfeier von Johnsons engsten Mitarbeitern im vergangenen Jahr mitten im Coronalockdown sorgen für Empörung.
Morgan sprach Johnson in ihrer Rede Führungskompetenzen ab. Mit Blick auf die zahlreichen Skandale kritisierte sie: »Allzu oft geht es um Sie und nicht um uns.«