Großbritannien Staatssekretär tritt wegen Chefberater Cummings zurück

Die Affäre um Corona-Regelverstöße des britischen Regierungsberaters Dominic Cummings zieht weitere Kreise: Der für Schottland zuständige Staatssekretär räumt aus Protest gegen Cummings' Verhalten seinen Posten.
In der Kritik: Dominic Cummings, Berater von Boris Johnson

In der Kritik: Dominic Cummings, Berater von Boris Johnson

Foto:

WILL OLIVER/EPA-EFE/Shutterstock

Der britische Regierungsberater Dominic Cummings lehnt nach seinen Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkungen einen Rücktritt ab. Dafür zieht nun ein anderer Mitarbeiter von Premier Boris Johnson persönliche Konsequenzen aus der Affäre: Der Staatssekretär Douglas Ross hat seinen Rücktritt verkündet.

Cummings' Interpretation der Ausgangsbeschränkungen könnten "die meisten Menschen, die die Regeln der Regierung befolgen, nicht nachvollziehen", schrieb Ross an Premierminister Johnson. In dessen konservativer Partei hatte es schon zuvor scharfe Kritik an Cummings gegeben. Britische Kommentatoren schließen weitere Rücktritte nicht aus.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

"Ich habe Wähler, die sich nicht von ihren Liebsten verabschieden konnten, Familien, die nicht zusammen trauern konnten, Menschen, die nicht ihre kranken Verwandten besuchten, weil sie die Regeln der Regierung befolgten", so der Staatssekretär für Schottland. Er könne doch nicht allen sagen, sie lägen falsch und Cummings richtig.

Cummings hatte am Montag in einer einstündigen Pressekonferenz Vorwürfe, er habe Ausgangsbeschränkungen mit einer Reise zu seinen Eltern ignoriert, strikt zurückgewiesen. Er bedaure sein Verhalten nicht und habe auch nie einen Rücktritt in Erwägung gezogen, sagte Cummings.

Der Chefberater hatte als Grund für die Reise Ende März nach Durham im Nordosten Englands angegeben, dass er so die Betreuung seines kleinen Sohnes sicherstellen wollte: Seine Frau sei an Covid-19 erkrankt gewesen, und er selbst habe mit einer Ansteckung gerechnet.

Auf große Empörung stieß in Großbritannien, dass er von dort zu einem etwa 50 Kilometer entfernten Schloss gefahren war, um nach eigenen Angaben seine Sehkraft nach der überstandenen Infektion zu testen. Der Vorfall war durch eine Anzeige bei der Polizei ans Licht gekommen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Staatlicher Gesundheitsdienst fürchtet falsche Signalwirkung

Es gebe große Bedenken beim staatlichen Gesundheitsdienst NHS, dass Cummings Äußerungen das Vertrauen in die Regierung und in Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung schwächen könnten, sagte Niall Dickson von der Dachorganisation NHS Confederation. "Man kann es gar nicht oft genug sagen, dass die Handlungsanweisungen tatsächlich schon Tausende Leben gerettet haben", sagte er dem Sender BBC. Geistliche, die Cummings' Verhalten kritisiert hatten, erhielten nach eigenen Angaben über soziale Medien Morddrohungen.

ara/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten