Guinea Uno-Generalsekretär verurteilt mutmaßlichen Putschversuch

Die Situation in Guinea ist weiterhin unsicher, der Verbleib des Präsidenten Alpha Condé ist nicht geklärt. Uno-Generalsekretär António Guterres forderte seine sofortige Freilassung.
Der Präsident von Guinea, Alpha Condé (M.), mit Militärs: Wo das Foto entstanden ist und wo sich Condé jetzt aufhält ist unklar

Der Präsident von Guinea, Alpha Condé (M.), mit Militärs: Wo das Foto entstanden ist und wo sich Condé jetzt aufhält ist unklar

Foto: Guinea Military / EPA

Eine Elite-Einheit des Militärs in Guinea hat nach eigener Darstellung die Macht in dem rohstoffreichen westafrikanischen Land übernommen. Soldaten unter Führung des früheren französischen Fremdenlegionärs Mamady Doumbouya erklärten am Sonntag im staatlichen Fernsehen, die Regierung sei aufgelöst, die Verfassung außer Kraft gesetzt und die Grenzen seien geschlossen worden. Es solle eine Übergangsregierung gebildet werden. »Wir rufen unsere Kameraden auf, sich dem Volk anzuschließen«, sagte Doumbouya. Man werde gemeinsam eine neue Verfassung ausarbeiten.

Der Aufenthaltsort von Präsident Alpha Condé war zunächst unbekannt. Ein in sozialen Medien verbreitetes Video zeigte, wie er von Soldaten festgenommen worden sein soll. In einer Erklärung der Putschisten hieß es am späten Abend, Condé sei kein Leid zugefügt worden, ihm werde nichts geschehen und er habe Zugang zu seinen Ärzten. Unklar bleiben auch die genauen Machtverhältnisse. Das Verteidigungsministerium erklärte, loyale Truppen hätten einen Angriff auf den Präsidentenpalast abgewehrt und seien dabei, die Ordnung wiederherzustellen.

Uno-Generalsekretär António Guterres verurteilte auf Twitter »jede Übernahme der Regierung mit Waffengewalt«. Guterres forderte am Sonntagabend die sofortige Freilassung des Präsidenten Alpha Condé. Laut einer Mitteilung der britischen Botschaft in Conakry war es im Laufe des Tages an mehreren Orten in der Hauptstadt zu anhaltenden Schusswechseln gekommen. Der britische Botschafter David McIlroy verurteilte auf Twitter »den Versuch, den Präsidenten Guineas mit Gewalt« aus dem Amt zu entfernen.

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Der französischsprachige Sender TV5 Monde und weitere Medien berichteten, das Verteidigungsministerium von Guinea habe dagegen am Nachmittag erklärt, Aufständische seien von der Präsidentengarde und anderen Sicherheitskräften zurückgeschlagen worden.

Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Situation sei sehr angespannt. Vor allem in der Nähe des Präsidentenpalastes im Ortsteil Kaloum sei es zu Feuergefechten gekommen. Das Militär soll auf den Straßen Conakrys patrouillieren.

Militärfahrzeug in der Hauptstadt Conakry: Feuergefechte in der Nähe des Präsidentenpalastes

Militärfahrzeug in der Hauptstadt Conakry: Feuergefechte in der Nähe des Präsidentenpalastes

Foto: SALIOU SAMB / REUTERS

Auch die Afrikanische Union verurteilte in einer Mitteilung »jegliche gewaltsame Machtübernahme« und forderte die sofortige Freilassung Condés. Der britische Botschafter McIlroy erklärte, man rufe alle Parteien zu einem friedlichen und konstruktiven Dialog auf.

An diesem Montag sollte in Conakry eigentlich ein Qualifikationsspiel zwischen Marokko und Guinea für die Fußball-WM 2022 stattfinden. Aufgrund der »sehr volatilen« politischen Situation und Sicherheitslage werde das Spiel verschoben, teilte die Fifa am Sonntagabend mit.

Präsident Condé kam 2010 in der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und bei den Streitkräften zugeschrieben, und er sorgte nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität. Kritiker aber bezeichnen Condé als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war. 2020 sicherte er sich nach einer umstrittenen Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit. Der Abstimmung waren Monate der politischen Spannungen und gewalttätiger Proteste vorausgegangen.

nek/dpa/Reuters
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