Dorf der Zukunft im Wendland Stadt, Land, Uff

Sie träumten von einem Dorf für Junge, Alte und Geflüchtete. Es kamen: Veganer, Fleischesser, Impfskeptiker. Wie 70 Menschen in einer Utopie leben, die plötzlich Wirklichkeit geworden ist.
Aus Hitzacker berichten Jan Petter und Maria Feck (Fotos)
Roman Seifert (2.v.l.) mit Nachbarn auf der Baustelle seines zukünftigen Gartens

Roman Seifert (2.v.l.) mit Nachbarn auf der Baustelle seines zukünftigen Gartens

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL
Globale Gesellschaft

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Wenn Roman Seifert morgens den Müll wegbringt, weiß er direkt, wie gut seine Träume zur Realität passen. Unter den großen Deckeln sieht er, was seine Nachbarn und ihn noch trennt. Nämlich, was diese konsumiert und weggeworfen haben: Konserven, Plastikverpackungen von Billigfleisch, Bananenschalen.

Seifert, 37 Jahre alt, Redakteur einer Zeitschrift für Friedhofskultur und seit Kurzem Vater, hat es so gewollt. Die Unterschiede, sagt er, regten ihn an. Er beabsichtige, niemandem vorzuschreiben, wie er oder sie zu leben habe. Doch wenn es nach ihm ginge, läge der Fokus des Dorfes eben noch stärker auf regionaler Ernährung und dem eigenen Konsumverhalten. »SoLaWi« ist eines seiner Lieblingswörter. Es steht für solidarische Landwirtschaft. Seifert selbst ist gerade dabei, sich mit einer Farm für hochwertige Speisepilze selbstständig zu machen.

Roman Seifert gehört zu den ersten Mitstreitern des Dorfes. Zwischendurch, sagt er, hätten seine Frau und er immer wieder überlegt, ob sie noch weitermachen wollten

Roman Seifert gehört zu den ersten Mitstreitern des Dorfes. Zwischendurch, sagt er, hätten seine Frau und er immer wieder überlegt, ob sie noch weitermachen wollten

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Was dem ambitionierten Pilzzüchter die Ernährung, ist seiner Nachbarin das Zusammenleben mit Geflüchteten, ein anderer sagt, er wolle im Ruhestand einfach noch einmal etwas aufbauen – sie alle verbindet, dass sie in einer Siedlung leben, in der all das möglich sein soll. Hitzacker Dorf heißt das Projekt, und es hat den Anspruch, gleich mehrere Probleme der Gegenwart auf einmal zu lösen.

Es ist der Versuch, ein Dorf zu errichten, das wächst statt schrumpft. In dem das Zusammenleben verschiedenster Menschen funktioniert: alt und jung, migrantisch und deutsch. Und das über eine Genossenschaft bezahlbaren Wohnraum bietet – der wiederum ökologisch und klimafreundlich errichtet sein soll. Mithilfe derer, die später selbst einmal dort leben. Es klingt, als könne es unmöglich etwas werden.

Sechs Jahre nach der ersten Idee ist das Dorf jedoch Wirklichkeit.

Auf einem Hügel am Rand von Hitzacker, einem langgezogenen Elb-Örtchen im Wendland, eineinhalb Stunden südöstlich von Hamburg, stehen heute 14 Häuser. Auch wenn es vor Ort immer noch wie auf einer Baustelle aussieht, leben dort bereits 70 Menschen, etwa 50 Erwachsene und 20 Kinder und Jugendliche.

Wie lebt es sich in einer Utopie, die plötzlich Wirklichkeit wird? Wo Vielfalt eine Grundvoraussetzung ist, aber bitte nur bio gegessen werden soll. Wo unterschiedliche Lebenswelten ausdrücklich erwünscht sind, auch wenn das beim Thema Impfen Streit bedeutet.

Kinder spielen am Rande des Dorfes auf Sandhügeln, die von der Baustelle übrig geblieben sind

Kinder spielen am Rande des Dorfes auf Sandhügeln, die von der Baustelle übrig geblieben sind

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

An einem Dezembermittag steht Naram Alomar, 29, in der Gemeinschaftsküche und schöpft Rotkohl mit Kartoffeln und veganer Walnusssoße auf tiefe Teller. Vor ihr warten überwiegend grauhaarige Nachbarinnen geduldig auf ihre Portion. Niemand muss hier mitessen, alle Wohnungen haben Küchen. Doch das Essen ist für viele ein Ritual, das den Grundgedanken des Dorfprojektes widerspiegelt: Zusammen ist es schöner.

Alomar kam 2014 mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland. Doch richtig angekommen, sagt sie, sei sie erst hier. Davor lebte sie im Nachbarort, litt, wie sie sagt, jahrelang still vor sich hin, traumatisiert und allein. In Aleppo hatte sie einst Jura studiert. Nun saß sie in der Provinz, kümmerte sich um ihre drei kleinen Kinder und fühlte sich mit Ende 20 bereits wie am Ende ihres Lebens.

Naram Alomar, 29: Die Syrerin lebt mit ihren drei Kindern seit einem Jahr im Hitzacker Dorf

Naram Alomar, 29: Die Syrerin lebt mit ihren drei Kindern seit einem Jahr im Hitzacker Dorf

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Bis sie durch Zufall vom Projekt erfuhr. Die Alomars sind eine von bislang zwei geflüchteten Familien, dazu gibt es eine internationale WG. Ursprünglich sollte das Dorf zu einem Drittel von Menschen mit Migrationsgeschichte bewohnt werden. Davon ist man heute noch ein gutes Stück entfernt.

Dabei gab es, als es losging, durchaus Interessenten. Doch vielen Geflüchteten dauerte es zu lang, bis die ersten Häuser schließlich standen. Andere wollten lieber zu Angehörigen in die Stadt. Immer wieder habe man die Idee erklären müssen, erinnert sich Roman Seifert.

»Ihr lebt in Europa«, habe einmal bei einer Besichtigung ein Mann aus Afghanistan entgeistert gefragt. »Warum baut ihr freiwillig mit Lehm?«

Ella, zwei Jahre alt, ist die kleine Tochter von Naram Alomar. Sie spielt fast täglich bei Ersatzgroßmutter Rita Klose, einer Nachbarin im Dorf

Ella, zwei Jahre alt, ist die kleine Tochter von Naram Alomar. Sie spielt fast täglich bei Ersatzgroßmutter Rita Klose, einer Nachbarin im Dorf

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

»Es war nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten«, gibt Seifert offen zu. Auch Naram Alomar erinnert sich an Vorbehalte. »Willst du denn nach deiner Flucht um die halbe Welt wirklich auf einer Baustelle leben?«, habe ihre Mutter sie gefragt. Naram Alomar wollte. Für sie, sagt sie heute, sei es genau die richtige Umgebung.

Vielleicht, weil es an einem Ort, der selbst noch nicht fertig ist, leichter fällt, seinen eigenen Platz zu finden.

Auch sie könne hier etwas beisteuern, sagt Alomar. Auf der Baustelle, die langsam ein Dorf wird, werde sie jeden Tag irgendwo gebraucht. Für ihre Kinder wiederum gebe es genügend aufgeschlossene Nachbarn, um dazuzugehören und in einer beschützten Umgebung glücklich aufzuwachsen.

Umgekehrt mussten auch die Genossinnen und Genossen dazulernen. Als Alomar das erste Mal für die Baustelle kochte, erzählte sie beiläufig, dass sie bei Aldi eingekauft habe, natürlich auch Fleisch esse. Bei den zumeist vegetarisch, vegan oder zumindest bio lebenden Dorfbewohnern sorgte das für Unbehagen und grundlegende Diskussionen, erinnert sie sich. Die sonst geschätzte Offenheit, sie bekam plötzlich deutliche Grenzen.

Dahinter tauchten Fragen auf, die das Dorf bis heute umtreiben: Wie viel Anpassung darf eine Gruppe verlangen, die vielfältig sein will? Wie viele Kompromisse braucht es, um zusammenleben zu können?

Heute, sagt Alomar, koche sie immer noch so, wie sie es für richtig halte. Doch sie hat jetzt gemeinsam mit den Nachbarn auch eine Biokiste vom nahegelegenen Bauernhof.

Dorfgründer Hauke Stichling-Pehlke vor seinem Haus in Hitzacker. Im Hintergrund prangt ein X, das Zeichen des Anti-Atom-Protests im Wendland

Dorfgründer Hauke Stichling-Pehlke vor seinem Haus in Hitzacker. Im Hintergrund prangt ein X, das Zeichen des Anti-Atom-Protests im Wendland

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Hauke Stichling-Pehlke ist einer der Gründungsväter des Dorfprojektes. Er kennt sich gut mit Wohnprojekten aus, auch mit etwaigen Spannungen. Der 56-Jährige lebt seit 30 Jahren im Wendland, inzwischen im historischen Ortskern von Hitzacker. Die Proteste gegen die Castortransporte, die Anti-Atom-Bewegung, die Aussteiger – er hat das alles miterlebt. Auch, dass sich viele alte Weggefährten mit der Zeit wieder verabschiedeten, das Miteinander zunehmend brüchiger wurde.

Als 2015 Hunderttausende Menschen nach Europa kamen und viele Deutsche ihre Hilfsbereitschaft entdeckten, schöpften er und ein Bekannter neue Hoffnung. »Wir dachten uns: Wenn eine Million Leute nach Deutschland kommen, wird es doch sicherlich hundert geben, die im Wendland mit uns etwas aufbauen wollen.«

Aus der Idee wurden Gespräche, daraus ein loser Kreis, schließlich eine Genossenschaft. Sie holten einen befreundeten Architekten dazu, überlegten sich, wie man günstig und ökologisch baut. Bald hatte die Genossenschaft mehr als hundert Mitglieder.

Dorfbewohner und helfender Besucher bei der Holzarbeit. 13 Prozent der Arbeiten wollen die Bewohner selbst ausführen

Dorfbewohner und helfender Besucher bei der Holzarbeit. 13 Prozent der Arbeiten wollen die Bewohner selbst ausführen

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Es ist nicht so, dass sich Stichling-Pehlke mit der Umsetzung von Utopien nicht auskennen würde. In Hamburg errichtete er als Projektentwickler eines der ersten interkulturellen Seniorenzentren. In Hitzacker verwandelte er und andere den Bahnhof in ein Kulturzentrum. Was Stichling-Pehlke jedoch noch nie gemacht hatte, war, mit Menschen zu bauen, die sich nicht kannten und gemeinsam ein ganzes Dorf errichten sollten.

Allein in den ersten beiden Jahren versenkten die Mitglieder der Genossenschaft 250.000 Euro für Änderungen und Sonderwünsche beim Architekten. Hier ein größeres Bad, dort weniger Zwischenwände. Diejenigen, die mehr Geld in die Gemeinschaftskasse zahlten, wollten dafür auch individueller planen. Auch bei der Vielfalt der Gruppe gab es schnell Abweichungen vom Ideal. Mitmachen wollten deutlich mehr Alte als Junge oder Geflüchtete.

Familie Seifert sammelt ihren Biomüll, um ihn als Kompost wiederzuverwerten. Vater Roman baut derzeit eine eigene Pilzfarm auf

Familie Seifert sammelt ihren Biomüll, um ihn als Kompost wiederzuverwerten. Vater Roman baut derzeit eine eigene Pilzfarm auf

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Gleichzeitig wuchs die Arbeit den Beteiligten mit jedem Monat weiter über den Kopf. Schließlich stoppte ein Nachbarschaftsstreit die Baustelle für eineinhalb Jahre. Die Gruppe hielt inne – und einigte sich, fortan ohne Extrawünsche auszukommen. Alle Wohnungen gehören der Gemeinschaft. Also sollte auch niemand nur für sich bauen können.

Der Preis des demokratischen Zusammenlebens ist heute, dass es für praktisch alles eine Arbeitsgruppe gibt. 25 sind es aktuell. Nicht nur für Finanzen und das interkulturelle Zusammenleben, sondern auch Gartengestaltung, den Wasserverbrauch und Wandbemalungen.

Das lose Miteinander im Dorf ist durch die strikten Regeln während der Pandemie schwieriger geworden – ausgerechnet jetzt, wo alles langsam fertig wird

Das lose Miteinander im Dorf ist durch die strikten Regeln während der Pandemie schwieriger geworden – ausgerechnet jetzt, wo alles langsam fertig wird

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Seit zwei Jahren gibt es ein Delegiertensystem, das für mehr Verbindlichkeit sorgen soll. Umgekehrt heißt das auch, dass nicht mehr jede und jeder bei allem mitreden kann.

Rückblickend, sagt Hauke Stichling-Pehlke, sei er oft zu ungeduldig gewesen. Irgendwann begannen die Genossen, ihm das auch mitzuteilen.

Er zog die Konsequenzen. Seit vergangenem Jahr gehört er nicht mehr dem Vorstand an. Das Leben im Dorf organisieren heute vor allem diejenigen, die dort auch leben. Eine Zäsur. Vielleicht war der Schritt aber auch der notwendige Beweis, dass das Projekt Hitzacker Dorf tatsächlich ein demokratisches Projekt ist.

Auf diesem Erdwall, der sich um die Häuser zieht, werden Bäume und Sträucher gepflanzt, um die bebaute Fläche auszugleichen: 400 Sträucher und 200 Bäume wollen die Bewohner insgesamt anpflanzen

Auf diesem Erdwall, der sich um die Häuser zieht, werden Bäume und Sträucher gepflanzt, um die bebaute Fläche auszugleichen: 400 Sträucher und 200 Bäume wollen die Bewohner insgesamt anpflanzen

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Auch Lara Scheffold, 19, kennt das Bedürfnis nach Abgrenzung. Sie ist gewissermaßen auf der Dorfbaustelle aufgewachsen. Doch es war nicht ihre Entscheidung. Vielmehr entschied ihre alleinerziehende Mutter, sich dem Projekt anzuschließen.

Die Scheffolds waren die ersten Bewohner des Dorfes. Als sie nach Hitzacker kamen, stand ihr Haus nur im Rohbau. Fünf Monate lang lebten sie im Bauwagen, wuschen sich im Freien mit Blechschüsseln. Immer wieder irritierte die Jugendliche Lara, wie viele Menschen plötzlich ihren Namen kannten. Sie wiederum sah vor allem graue Haare und eine große Baustelle. Damit die Familie einziehen konnte, kamen andere für ihre 41.000 Euro Genossenschaftsanteile auf.

Sabrina Scheffold mit ihren Kindern: Lara, 19 Jahre, Jonathan, 16 Jahre, Luna, 8 Jahre, und Hündin Makha

Sabrina Scheffold mit ihren Kindern: Lara, 19 Jahre, Jonathan, 16 Jahre, Luna, 8 Jahre, und Hündin Makha

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Auch das war eine Erkenntnis der ersten Jahre: Für ein echtes Miteinander reicht es nicht, nur offen und neugierig zu sein. Wer mit Geflüchteten und kinderreichen Familien zusammen in der Provinz leben will, muss ihnen aktiv helfen, dort anzukommen.

Ab kommendem Jahr soll es deshalb ein neues Mietsystem geben: Nicht mehr pauschal 6,50 Euro pro Quadratmeter, sondern angepasst an die Bedürfnisse – getragen von denen, die mehr haben.

Inzwischen sagt Lara, genieße sie die Vorteile des Dorflebens. Sie schätze jetzt das Miteinander. Die Herzlichkeit. Das Gefühl, jederzeit jemanden zu haben, der zuhöre. Als ihre kleine Schwester einmal einen Zirkus ankündigte, warteten am Abend 20 Nachbarn neugierig vor dem Wohnzimmerfenster.

Keine asphaltierten Straßen, keine Laternen: Das Dorf entstand mitten auf einem Acker

Keine asphaltierten Straßen, keine Laternen: Das Dorf entstand mitten auf einem Acker

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Pandemiebedingt sind solche Treffen derzeit kaum noch möglich. Für das Dorf ist das ein Problem – ausgerechnet jetzt, wo alles langsam fertig wird, hat das lose Miteinander strikte Regeln bekommen.

Anders als beim Essen ist Vielfalt im Umgang mit dem Virus keine Bereicherung, sondern Gefahr. Wer heute die Siedlung besucht, bekommt einen Tag vorher von Roman Seifert die Erinnerung, sich bitte noch einmal testen zu lassen. Der junge Vater nimmt das Virus ernst. Doch nicht alle sehen es wie er.

Einige der Dorfbewohner teilen sich Pferde, die auf einer Koppel am Rand des Dorfes gehalten werden

Einige der Dorfbewohner teilen sich Pferde, die auf einer Koppel am Rand des Dorfes gehalten werden

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Viele, die skeptischer sind, sagen, dass sie keine Probleme machen wollen, aber den Sinn der Impfung bezweifelten. Sie fragen nach Nebenwirkungen, den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Politik. Auch für das Virus gibt es eine eigene Arbeitsgruppe. Es werden kritische Texte hin und her geschickt, es gibt Streit. Auch hier versucht das Dorf, zwischen den Lagern zu vermitteln.

Gemessen an den eigenen Ansprüchen ist das Projekt gerade erst am Anfang.

Obwohl die Genossenschaft in wenigen Jahren Beachtliches erreicht hat, fühlt es sich für viele Beteiligte nicht so an. Die Dorfgründer sind müde. Viele habe das eigene Leben für lange Zeit hinten angestellt; Beziehungen, Freundschaften und Karrieren dem Aufbau eines Lebenstraums untergeordnet. Jetzt merken sie, dass es vermutlich immer etwas Neues zu tun gibt, wenn sie so weitermachen.

Blick vom Feldweg auf das Dorf. Die Dorfgemeinschaft hofft, auf dem Acker weitere Häuser zu bauen

Blick vom Feldweg auf das Dorf. Die Dorfgemeinschaft hofft, auf dem Acker weitere Häuser zu bauen

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Gleich neben dem Dorf liegt ein Acker. Doppelt so groß wie die bislang genutzte Fläche. In den Köpfen der Genossen könnte hier noch mehr entstehen. Neuer Wohnraum, etwas Gewerbe. Zwar gibt es eine Arztpraxis und einen improvisierten Co-Working-Space. Viele Bewohner könnten mit einer Bäckerei jedoch mehr anfangen.

Der Bau der ersten 14 Häuser hat neue Interessenten angezogen. Inzwischen gibt es eine Warteliste. »Viele, die jetzt kommen, sehen vor allem, was erreicht wurde und möchten einfach einziehen«, sagt Roman Seifert. »Aber wir suchen Menschen, die größer denken. Die das, was wir angefangen haben, weiterführen. Wir brauchen Leute für den Acker, nicht fürs Wohnzimmer.«

Für Interessierte, die einziehen wollen, gibt es inzwischen regelmäßige Rundgänge und eine Warteliste. Nicht alle seien für den Weiterbau des Dorfes geeignet, glaubt Roman Seifert: »Wir brauchen Leute für den Acker, nicht fürs Wohnzimmer«

Für Interessierte, die einziehen wollen, gibt es inzwischen regelmäßige Rundgänge und eine Warteliste. Nicht alle seien für den Weiterbau des Dorfes geeignet, glaubt Roman Seifert: »Wir brauchen Leute für den Acker, nicht fürs Wohnzimmer«

Foto: Maria Feck / DER SPIEGEL

Vielleicht braucht es erst einmal Abstand, um das Erreichte besser zu sehen. Ruft man den Bürgermeister von Hitzacker an, hört man nur Gutes. »Als Liberaler bin ich ja für Eigeninitiative und weiß, was es heißt, zu einer Minderheit zu gehören«, sagt Holger Mertins von der FDP und lacht.

Klar sei auch er anfangs misstrauisch gewesen, sagt Mertins. Ein ökologisches Bauprojekt von Auswärtigen und Geflüchteten, nun ja, das habe im Ort schon für Ängste gesorgt. Sechs Jahre später müsse er jedoch anerkennen, was geleistet worden sei.

Das breite Interesse hat Hitzacker jedenfalls nicht geschadet. Inzwischen wächst der Ort offiziell sogar wieder.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

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