Zwischenfall im Schwarzen Meer: russische Streitkräfte wollen einen britischen Zerstörer in den Gewässern vor der Halbinsel Krim zum Kurswechsel bewegen. Die Besatzung ist in Alarmbereitschaft.
O-Ton:
»Wir sind direkt im Geschehen. Wir gehen jetzt auf die Gefechtsstationen, um auf alles vorbereitet zu sein.«
Die Szenen ereigneten sich am Dienstag auf der »HMS Defender«. Das Kriegsschiff unter britischer Flagge war auf dem Weg zu einem Manöver der Nato, das jedes Jahr in ukrainischen Gewässern stattfindet. Russland fühlte sich von der Anwesenheit des Schiffes provoziert und reagierte entsprechend.
Über Funk:
»Wenn Sie die Grenze überschreiten, werde ich feuern. Wenn Sie die den Kurs nicht ändern, werde ich feuern. Haben Sie verstanden? Over.«
Die Geschehnisse sorgten für eine diplomatische Krise zwischen Russland und Großbritannien. Moskau wirft den Briten vor, eine Grenze überschritten zu haben – im wahrsten Sinne des Wortes. 2014 hatte Russland die Krim annektiert und beansprucht seitdem die Gewässer um die Halbinsel für sich. Die Besatzung der »Defender« ist sich dessen bewusst.
O-Töne:
»Ihre Haltung wird wahrscheinlich aggressiver sein wegen unserer Nähe zu dem, was sie als ihre Gewässer betrachten.«
»Es ist eine leicht erhöhte Bedrohungslage, würde ich sagen, aber nur weil wir außerhalb unserer normalen Gebiete operieren.«
Reporter: »Und die Russen beobachten Sie.«
»Sie können uns sehen und wir sie.«
Die vermeintlichen Warnschüsse der Russen seien eine Militärübung gewesen, sagt das britische Verteidigungsministerium. Großbritannien ist der Auffassung, wie viele andere Länder auch, dass die fraglichen Gewässer zur Ukraine gehören.
Boris Johnson, Britischer Premierminister:
»Ich denke, es war sehr wichtig für die Besatzung, das tun zu können, was sie auf der ganzen Welt in Partnerschaft mit 40 anderen Ländern bei Manövern tut: nämlich für unsere Werte einzutreten, für das, woran wir glauben. Und dazu gehören die Demokratie, die Menschenrechte, aber auch die Rechtsstaatlichkeit und die Schifffahrtsfreihheit. Wir erkennen die russische Annexion der Krim nicht an, sie war illegal. Das sind ukrainische Gewässer und es war völlig richtig, sie zu benutzen, um von A nach B zu gelangen.«
Großbritannien beruft sich auf internationales Seerecht. Das erlaubt Schiffen eine »friedliche Durchfahrt« durch die Hoheitsgewässer eines anderen Staates. Doch das britische Verteidigungsministerium wollte mit dem Manöver der »Defender« wohl auch deutlich machen, dass sie die Annexion der Krim durch Russland nicht anerkennen.
Vince Owen, Kapitän der »HMS Defender«:
»Wir sind hier, um die internationale Ruhe aufrechtzuerhalten und für den globalen Frieden und Sicherheit zu sorgen. Und die Royal Navy und das Vereinigte Königreich werden immer Staaten zur Rede stellen, die sich nicht an die internationale Ordnung halten. Das ist unsere Mission.«