Öffentliche Schulen Hongkong fordert Treue-Eid von ausländischen Englischlehrkräften

Wer künftig als Lehrkraft nicht unterschreibt, der Regierung treu zu sein, wird gekündigt – das hat das Bildungsministerium in Hongkong mitgeteilt. Die Zahl der Lehrer aus dem Ausland geht derweil immer weiter zurück.
Erster Schultag in Hongkong: Muttersprachliche Englischlehrkräfte sollen die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler verbessern (Bild von 2015)

Erster Schultag in Hongkong: Muttersprachliche Englischlehrkräfte sollen die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler verbessern (Bild von 2015)

Foto: PHILIPPE LOPEZ/ AFP

Englischlehrer aus dem Ausland müssen künftig in Hongkong einen Treue-Eid leisten, wenn sie weiter an den öffentlichen Schulen arbeiten wollen. Bis zum 21. Juni müssen alle muttersprachlichen Englischlehrerinnen und -lehrer eine Erklärung unterzeichnen, dass sie Hongkong die Treue halten, das Grundgesetz der chinesischen Sonderverwaltungszone respektieren und der Regierung gegenüber verantwortlich sind, wie die Bildungsverwaltung mitteilte. Sollten sie sich weigern oder nicht daran halten, werde ihr Vertrag gekündigt.

Hongkongs Regierung lockt seit 1997 muttersprachliche Englischlehrerinnen und -lehrer mit hohen Gehältern und anderen Vergünstigungen an ihre Grund- und Sekundarschulen, um die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Die Verträge gehen über zwei Jahre, können aber verlängert werden.

Lehrkräfteschwund: Verwaltung sieht keinen Zusammenhang mit Coronamaßnahmen

Trotz der guten Bezahlung hat die Stadt jedoch zunehmend Probleme, ihr ausländisches Lehrpersonal zu halten. Einem Regierungsbericht vom April zufolge sind 13 Prozent der englischen Muttersprachler im Schuljahr 2020/2021 aus dem Schuldienst ausgeschieden – so viele wie noch nie.

Dass dies auch mit den strikten Coronamaßnahmen in Hongkong zusammenhängen könnte, wies der Chef der Bildungsverwaltung, Kevin Yeung, kürzlich im Parlament zurück. Einige Lehrkräfte befürchten auch, dass das politische Klima an den Schulen mehr und mehr an das autoritäre Vorbild Festlandchinas angepasst wird.

Seit 2020 verlangt Hongkong von Beamten und zunehmend auch von Angestellten im öffentlichen Dienst einen Treue-Eid. In den Schulen wurde darüberhinaus die »Erziehung über nationale Sicherheit« eingeführt. Einige Lehrer haben gestanden, dass sie inzwischen alle heiklen Themen wie etwa die gewaltsame Niederschlagung der prodemokratischen Bewegung 1989 auf Pekings Tiananmen-Platz vermeiden.

ani/AFP

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