»Die Waffen sollen schweigen« Papst ruft Führung des Irak zum Schutz aller religiösen Gruppen auf

Zum ersten Mal ist ein Oberhaupt der Katholiken nach Bagdad gereist. Der Papst rief zum Auftakt seiner Reise zu einem Miteinander der Religionen auf. Das wichtigste Treffen steht ihm noch bevor.
Papst Franziskus nach der Ankunft in Bagdad mit Präsident Barham Salih

Papst Franziskus nach der Ankunft in Bagdad mit Präsident Barham Salih

Foto: VATICAN MEDIA /CPP / IPA / imago images/Independent Photo Agency Int.

Zum Auftakt seiner viertägigen Reise durch den Irak hat Papst Franziskus die Regierung aufgerufen, allen religiösen Gruppen Rechte und Schutz zu gewähren. Franziskus erklärte bei einem Empfang mit Staatschef Barham Salih im Präsidentenpalast, es sei von entscheidender Notwendigkeit, alle politischen, sozialen und religiösen Gruppen zu beteiligen und die Grundrechte aller Bürger zu garantieren. »Niemand darf als Bürger zweiter Klasse angesehen werden«, sagte er. Zugleich forderte er ein Ende der Gewalt: »Die Waffen sollen schweigen«.

Es ist der erste Besuch eines Oberhaupts der katholischen Kirche im Irak. Im Vorfeld hatte es auch Kritik gegeben, weil der Papst das Land inmitten der Corona-Pandemie bereist.

Die immer wieder verfolgte christliche Gemeinde in dem überwiegend islamischen Land ist in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft. Einst lebten mehr als eine Million Christen im Irak. Heute sind es nach Schätzungen noch 250.000 bis 400.000.

In den letzten Jahrzehnten habe der Irak »unter den Katastrophen der Kriege, der Geißel des Terrorismus und konfessionellen Konflikten gelitten«, sagte Papst Franziskus. »All das hat zu Tod, Zerstörung und Trümmern geführt, die immer noch sichtbar sind.« Besonders seien die Jesiden zu nennen. Die religiöse Minderheit war vor allem von der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) massiv verfolgt worden.

Wegen einer dreitägigen Ausgangssperre waren die Straßen der Hauptstadt Bagdad weitestgehend menschenleer

Wegen einer dreitägigen Ausgangssperre waren die Straßen der Hauptstadt Bagdad weitestgehend menschenleer

Foto: Khalid Mohammed / dpa

Staatschef Salih sagte, die Reise des Papstes sei Beweis für seine Sorge um das Land. »Ihre Anwesenheit erfüllt die Iraker mit Stolz.« Christen in der Region hätten viel Leid erfahren und Krisen erlebt, die sie zur Auswanderung gezwungen hätten, sagte er weiter. Ohne Christen sei die Region aber nicht vorstellbar. Ein Erfolg werde sich erst dann einstellen, wenn eine Rückwanderung ohne Zwang beginne.

Im Mittelpunkt der Reise steht für den Papst der interreligiöse Dialog. Er will bis Montag unterschiedliche Landesteile bereisen. Gespannt wird auf das Treffen am Samstag geblickt, mit dem wichtigsten schiitischen Geistlichen des Landes, Großajatollah Ali al-Sistani. Am Sonntag reist er zu Gemeinden in die nordirakischen Städte Mossul und Karakosch.

mjm/dpa
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