Arabischsprachige Sendung »Jaafar Talk« Deutsche Welle sagt TV-Dreh im Irak wegen Drohungen ab

Die irakische Regierung hat sich über einen geplanten Dreh der Deutschen Welle echauffiert, inzwischen ist das TV-Team außer Landes. Der Vorwurf: Der Moderator hätte »abnormales perverses« Sexualverhalten verbreiten wollen.
Deutsche Welle in Bonn: Das Team habe das Land aus Sicherheitsgründen verlassen

Deutsche Welle in Bonn: Das Team habe das Land aus Sicherheitsgründen verlassen

Foto: Marius Becker / dpa

Die Deutsche Welle (DW) hat Fernseh-Drehaufnahmen im Irak abgesagt und dies mit Drohungen der Regierung gegen den Moderator Jaafar Abdul Karim begründet. Der Moderator und sein Team hätten das Land aus Sicherheitsgründen verlassen, teilte der deutsche Auslandssender mit. 

Die Mitarbeiter wollten demnach in der Hauptstadt Bagdad eine neue Folge für das beliebte arabischsprachige Programm »Jaafar Talk« drehen. In der Sendung sollte es um Jugendarbeitslosigkeit, Frauenrechte und politische Teilhabe gehen. Eingeladen dazu waren dem Sender zufolge unter anderem auch irakische Vertreter der Regierung – sowie Vertreter der irakischen Protestbewegung.

Video zuvor veröffentlicht

Vor Beginn des Drehs veröffentlichte ein irakisches Medium der DW zufolge allerdings ein Video. Darin wird dem Moderator vorgeworfen, ein »abnormales perverses« Sexualverhalten im Irak verbreiten zu wollen. Dabei seien Ausschnitte aus früheren Folgen von »Jafaar Talk« über Homosexualität gezeigt worden. Irakische Regierungsvertreter hätten daraufhin plötzlich eine Sonderdrehgenehmigung verlangt und dem Team mit Verhaftung gedroht, sollten sie ohne diese arbeiten. Dem Moderator sei zudem mitgeteilt worden, dass die Regierung keine Garantie für seine Sicherheit übernehmen könne.

»Diese massive Nötigung durch offizielle Behörden der Republik Irak ist eine beispiellose Einschränkung der Pressefreiheit«, hieß es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in einer Protestnote, die der Sender der irakischen Botschaft in Berlin überreichte.

Die Pressefreiheit im Irak ist stark eingeschränkt. Auf der weltweiten »Rangliste der Pressefreiheit« der Organisation Reporter ohne Grenzen belegt das Land Platz 172 von 180. Journalistinnen und Journalisten würden im Land von regierungsnahen Milizen angegriffen, verhaftet und bedroht; Morde an Medienschaffenden blieben zudem oft unbestraft. Irantreue Milizen haben großen Einfluss auf die irakische Regierung.

Die Deutsche Welle bietet als deutscher Auslandssender Berichterstattung für TV, Radio und Online an und wird aus dem Rundfunkbeitrag finanziert.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, die Deutsche Welle würde durch Steuern finanziert. Tatsächlich wird sie aber durch den Rundfunkbeitrag finanziert. Wir haben die Stelle korrigiert.

ani/dpa
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