Menschenrechtsorganisation Mann vor großer Menschenmenge in Iran gehängt

Die Fälle häuften sich zuletzt – nun soll laut Iran Human Rights in dem Land wieder ein Mensch hingerichtet worden sein. Öffentliche Exekutionen wie jetzt waren bisher allerdings selten.
Demonstration gegen Todesurteile zweier iranischer Aktivisten (hier in Washington, D.C.)

Demonstration gegen Todesurteile zweier iranischer Aktivisten (hier in Washington, D.C.)

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Allison Bailey / NurPhoto / IMAGO

In Iran ist ein Mann laut Menschenrechtsaktivisten öffentlich vor einer großen Zuschauermenge gehängt worden. Die Hinrichtung des wegen des Kapitalverbrechens »Korruption auf Erden« Verurteilten habe am hellichten Tag in der Stadt Maragha in der Provinz Ost-Aserbaidschan stattgefunden, teilte die in Norwegen ansässige Organisation Iran Human Rights (IHR) mit. Mit »Korruption auf Erden« umschreibt das iranische Recht eine »Bekämpfung« Gottes und eine Abkehr vom Religiösen – die Formulierung ist dem islamischen Recht entlehnt.

Bilder auf iranischen Nachrichtenportalen zeigen eine Versammlung von offenbar Hunderten Menschen, welche die Hinrichtung hinter einer Sicherheitsabsperrung verfolgt. Auch der Mann wird mit der Schlinge um den Hals gezeigt. Der Verurteilte war vor etwa fünf Jahren festgenommen und dann wegen Vergehen im Zusammenhang mit seinen Beziehungen zu Frauen für schuldig befunden worden. Worin genau die angeblichen Verbrechen bestanden, wurde nicht bekannt.

»Mittelalterliche Praktiken«

»Die internationale Gemeinschaft darf solche mittelalterlichen Praktiken nicht billigen«, erklärte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam. Die Hinrichtung zeige das »wahre Gesicht einer Regierung, die ihr Überleben mit Grausamkeit, Demütigung und der Einschüchterung der Gesellschaft sichert«.

Menschenrechtsorganisationen zufolge werden in Iran jährlich mehr Menschen hingerichtet als in jedem anderen Land der Welt – mit Ausnahme Chinas. Öffentliche Hinrichtungen sind allerdings selten, die meisten finden in Gefängnissen statt. Die einzigen beiden öffentlichen Exekutionen im Jahr 2022 waren im Morgengrauen fast ohne Publikum vollstreckt worden.

Zuletzt war die Zahl der Hinrichtungen in Iran gestiegen. Menschenrechtsaktivisten sehen darin eine Maßnahme zur Einschüchterung der Gesellschaft nach dem Aufkommen der regierungskritischen Proteste im Herbst 2022. Die Proteste waren durch den Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei entfacht worden. Sie war festgenommen worden, weil sie angeblich gegen die strikte islamische Kopftuchvorschrift verstoßen hatte.

Sieben Männer wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bereits in Fällen im Kontext der Proteste gehängt, sieben weiteren droht demnach das gleiche Schicksal. Laut IHR sollen in Iran seit Beginn des Jahres bereits 278 Menschen hingerichtet worden sein.

aeh/AFP

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