Iran Prominenter Atomwissenschaftler stirbt nach Attentat

Ein hochrangiger iranischer Atomphysiker und Raketenspezialist ist einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Die Führung des Landes macht Israel verantwortlich.
Ort des Attentats

Ort des Attentats

Foto: IRIB HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock

Er galt als Schlüsselfigur des iranischen Atomprogramms, nun wurde der Wissenschaftler Mohsen Fakhrizadeh bei einem Anschlag nahe Teheran getötet. Das gab das iranische Verteidigungsministerium bekannt. Zuvor hatten bereits mehrere iranische Medien über den Anschlag berichtet. Die iranische Führung machte Israel für den Anschlag mitverantwortlich.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Fars wurde Fakhrizadehs Auto auf einer Straße östlich der iranischen Hauptstadt von »bewaffneten Terroristen« angegriffen. Das iranische Verteidigungsministerium teilte mit, mehrere Angreifer hätten das Auto des Forschers ins Visier genommen und sich danach mit dessen Sicherheitsteam einen Schusswechsel geliefert.

Neben Fakhrizadeh sollen weitere Personen getötet worden sein, auch mehrere Angreifer. Der Atomforscher wurde nach Angaben von Fars in ein Krankenhaus eingeliefert und erlag dort seinen Verletzungen.

Der 63-jährige Kernphysiker war Mitglied der iranischen Revolutionsgarden gewesen und war ein Experte für die Herstellung von Raketen. Er galt als Kopf des iranischen Atomprogramms. Im Februar 2011 hatte er eine Stelle als Leiter einer Technischen Universität aufgegeben und sich dem Atomwaffenprogramm des Landes verschrieben.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte Fakhrizadeh bereits 2011 in einem Bericht als führende Figur hinter dem Projekt »Amad« genannt. Er ist der einzige Iraner, der in dem Bericht namentlich identifiziert wurde. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bezeichnete Fakhrizadeh schließlich 2018 öffentlich als dessen Direktor.

Das Projekt »Amad« gilt als verdecktes und angeblich laufendes iranisches Forschungsprojekt, das einen funktionierenden Atomsprengkopf entwickeln soll. Der Uno-Sicherheitsrat hatte in der Vergangenheit bereits Sanktionen gegen Fakhrizadeh verhängt. Iran selbst hatte Fakhrizadehs Rolle jahrelang heruntergespielt und ihn lediglich als General bezeichnet, der nicht in das Nuklearprogramm involviert sei.

Das Attentat heizt die ohnehin angespannte Lage in der Region weiter an. Nur kurze Zeit nach dem Anschlag machte Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif Israel mitverantwortlich für die Tat. Es gebe »ernsthafte Hinweise« auf eine Beteiligung Israels an dem Anschlag durch »Terroristen«, schrieb Sarif auf Twitter.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Ein Militärberater von Ayatollah Ali Chamenei, dem geistlichen Oberhaupt Irans, ging noch weiter. Er warf Israel vor, einen »ausgewachsenen Krieg« zu provozieren.

Bis 2018 galt ein Atomabkommen zwischen Iran und mehreren westlichen Staaten, das das Land am Bau einer Atombombe hindern soll. Dann kündigten die USA unter US-Präsident Donald Trump es auf und verhängten neue, harte Sanktionen, um Iran zu zwingen, ein neues Abkommen mit weiter reichenden Auflagen zu verhandeln. Seitdem hat auch Iran mehrfach Auflagen des Abkommens gebrochen.

Der Tatort liegt laut Berichten aus Iran in der Stadt Absard, etwa 50 Kilometer östlich von Teheran gelegen. Dort befinden sich Villen der Oberschicht. Die Straßen waren zum Zeitpunkt des Anschlags leerer als gewöhnlich – eine Folge des Corona-Lockdowns. Das, so wird berichtet, habe den Angreifern die Chance geboten, bei weniger Publikumsverkehr den Anschlag zu verüben.

mrc/AFP/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten