Nach wiederholter Kritik Nichte von Irans Revolutionsführer Khamenei festgenommen

Weil sie das Regime in Videos scharf kritisierte, ist die Nichte des geistlichen Oberhaupts Irans verhaftet worden. In einer am Wochenende von ihr bekannt gewordenen Botschaft ruft sie zur internationalen Isolierung des Landes auf.
Irans Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei

Irans Revolutionsführer Ayatollah Ali Khamenei

Foto: REUTERS/ khamenei.ir

In Iran ist eine Nichte des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Khamenei in Haft genommen worden. Der Grund ist offenbar, dass sie wiederholt deutliche Kritik an der Führung in Teheran geäußert hatte. Wie der Bruder von Farideh Moradchani, Mahmud Moradchani, am Wochenende auf Twitter schrieb, war seine Schwester am Mittwoch verhaftet worden. In einem Video, das ihr Bruder auf YouTube teilte, bezeichnete sie die iranische Führung als »mörderisches und Kinder-tötendes Regime«.

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Sanktionen gegen Teheran seien unzureichend

Moradchani ist die Tochter von Khameneis Schwester Badri, die sich in den Achtzigerjahren mit ihrer Familie überwarf und in den Irak floh. Ihre Tochter, die sich einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht hat, saß bereits mehrfach in Iran im Gefängnis.

In ihrem jüngsten Video, das am Wochenende bekannt geworden ist, kritisiert Farideh Moradchani auch eine mangelnde internationale Reaktion auf die Niederschlagung der derzeitigen Proteste in Iran. Die gegen Teheran verhängten Sanktionen nannte sie »lächerlich« und beklagte, die Iraner würden in ihrem Kampf für Freiheit »allein« gelassen. Alle Beziehungen zur Regierung in Teheran müssten abgebrochen werden.

Nach Angaben der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation Hrana wurde das Video im Internet weitverbreitet. Dort appelliert sie an »freie Menschen«: »Seid mit uns und sagt euren Regierungen, dass sie dieses mörderische und kindermordende Regime nicht länger unterstützen sollen.« Nach Angaben von Hrana sitzt Moradchani im Teheraner Evin-Sicherheitsgefängnis ein. Vom Büro Khameneis war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Mehr als 300 Tote und 14.000 Festnahmen

Der Iran wird seit Mitte September von einer landesweiten Protestwelle erschüttert. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam – sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Die Behörden gehen mit zunehmender Härte gegen die Demonstrierenden vor. Der Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, spricht von mehr als 300 Toten und 14.000 Festnahmen.

flg/AFP/Reuters
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